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16.11.2025   Glosse
Ich darf das! – Von der Erlaubnis an uns selbst
Wir warten auf Zustimmung, wo wir selbst in der Verantwortung sind. Ein Plädoyer für die innere Erlaubnis, uns selbst ernst zu nehmen.
Wir leben in Zeiten, in denen (fast) jeder ungefragt, ungefiltert und ungebremst seine Meinung zum Besten gibt. Egal auf welchem Kanal: überall wird gepostet, geteilt, kommentiert. Transparenz! Authentizität! Haltung zeigen! Immer!
 
Und dann sitzen wir im Meeting. Das Thema liegt auf dem Tisch. Jemand muss es ansprechen. Aber wir? Wir zögern. 
 
„Darf ich das so sagen?“ „Ist das nicht zu direkt?“ „Wird das gut ankommen?“

Absurd, oder? Wir haben kein Problem damit, der digitalen Welt unsere ungefilterte Meinung zu Quantentechnologie, Klimapolitik oder dem neuesten KI-Tool mitzuteilen. Aber das schwierige, persönliche Gespräch mit dem Kollegen? Die klare Ansage ans Team? Die unbequeme Wahrheit gegenüber der Geschäftsführung? Da zögern wir allzu oft und warten – auf ein Nicken, eine Einladung, ein offizielles Mandat.

Wieso eigentlich? Vielleicht, weil wir in der digitalen Arena Likes und Herzchen aus der Ferne bekommen. Und im echten Alltag? Da gibt’s Widerstand, irritierte Blicke, manchmal auch Stille, die sich (oft) anfühlt wie ein Vorwurf.
 
Also warten wir weiter. Auf den perfekten Moment. Die richtige Formulierung. Die Gewissheit, dass es gut aufgenommen wird. Wir holen uns Zustimmung, wo wir im Grunde Verantwortung haben. Wir suchen Erlaubnis, wo wir sie uns selbst geben könnten.

Dabei sind schwierige Gespräche Kommunikation in Reinform und die können wir doch, oder? Sie verlangen Mut, Präsenz und das Vertrauen, dass Klarheit nicht trennt, sondern Orientierung schafft. Doch um dahin zu kommen, braucht es mehr als Gesprächsleitfäden und Techniken. Es braucht die innere Erlaubnis, uns selbst ernst und wahr zu nehmen.

„Wieso hast du nichts gesagt?“ ist möglicherweise die unangenehmste Frage an uns selbst. Vielleicht sollten wir uns einfach öfter entscheiden, dass wir dürfen. Denn Kommunikation heißt: Verantwortung übernehmen für das, was wir zu sagen haben.
 
Und wer weiß, vielleicht bringt das am Ende mehr echte Anerkennung als der nächste LinkedIn-Post.
 
Kontakt zur Autorin: kontakt@mirjam-berle.de
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