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News / Wenn Schienen zu Wohnraum werden: Learnings aus dem Projekt Stuttgart Rosenstein
Fabian Jensen
22.09.2025   Akzeptanzkommunikation
Wenn Schienen zu Wohnraum werden: Learnings aus dem Projekt Stuttgart Rosenstein
Stadtentwicklung ist ein sensibles Thema – besonders in Großstädten, wo knapper Wohnraum und die Sorge vor Verdrängung aufeinandertreffen. Wie sich ein historisch belastetes und gleichzeitig dringend benötigtes Bauprojekt erfolgreich kommunizieren lässt, erklärte Fabian Jensen.
Fabian Jensen ist Leiter der Kommunikation Stuttgart Rosenstein bei der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart und Gast unseres jüngsten „Akzeptanz am Mittag“, zu dem sich 35 Kommunikationsexperten trafen.
 

Bei dem Projekt handelt es sich um ein großes Vorhaben: Auf einer 85 Hektar großen Fläche, die durch das Bahnprojekt Stuttgart 21 frei wird, entstehen bis zu 5.700 neue Wohnungen auf städtischer Fläche sowie 20 Hektar Parkflächen. Eine Mammutaufgabe, die potenziell polarisiert.

Doch gerade aus den vorangegangenen Erfahrungen hat die Stadt Stuttgart wichtige Lehren gezogen. Anstatt „über die Köpfe“ der Menschen hinweg zu entscheiden, setzte man bewusst auf einen neuen Weg: frühzeitige, langfristige und niedrigschwellige Kommunikation und Beteiligung.

Entkoppeln, um zu verbinden

Ein entscheidender Schritt war die kommunikative Entkopplung von Stuttgart 21: Stuttgart-Rosenstein bekam eine eigene Identität mit eigenen Logo und klarem Markenkern. Bürgerinnen und Bürger sind seit Anfang eingeladen, sich aktiv zu beteiligen. Der kommunikative Ansatz konzentrierte sich stark auf Transparenz und Beteiligung. Die Ideen für die Bürger sollten möglichst direkt in die Planung einfließen.

Dafür hat das Kommunikationsteam zahlreiche Angebote entwickelt: Neben einer eigenen Website wurden im Laufe der Zeit mit einem Ausstellungsraum, einer digitaler Beteiligungsplattform, Presse- und Medienarbeit sowie Social-Media-Kommunikation begonnen. All diese Formate dienten als mögliche Kontaktpunkte, um zu informieren und zum Dialog einzuladen.

Beteiligung ist nicht gleich Beteiligung

Eine weitere Erkenntnis ist, so Fabian Jensen, dass bei Beteiligung oft dieselben Menschen erscheinen. Um auch jene zu erreichen, die schwierig zu erreichen sind – etwa Menschen mit geringerem Bildungsgrad oder Sprachbarrieren –, reichte der kommunikative Ansatz über das Digitale und die offiziellen Foren hinaus. 

Die Lösung: Man ging direkt zu den Menschen in die Viertel. Eine Wanderausstellung und die Zusammenarbeit mit beispielsweise Familienzentren oder Vereinen in den Quartieren ermöglichten einen direkten Dialog, der viele Menschen erreicht. Das Ziel: sicherstellen, dass auch die Stimmen gehört werden, die sonst unterrepräsentiert bleiben.

Die wichtigsten Learnings für zukünftige Projekte:


  • Erwartungsmanagement: Chancen und Grenzen der Beteiligung sollten von Beginn an klar kommuniziert werden. Zudem muss klar sein, dass Entscheidungen letztendlich vom demokratisch gewählten Stadtrat getroffen werden.
  • Sprache und Verständlichkeit: Kommunikation muss verständlich sein. Es gilt, den „Stadtplaner-Fachsprech“ zu vermeiden und komplexe Sachverhalte in eine einfache, zugängliche Sprache zu übersetzen.
  • Nähe zum Bürger: Man muss dorthin gehen, wo die Menschen sind. Direkter Dialog und lokale Präsenz sind entscheidend.
  • Mehrwerte herausarbeiten: Die Vorteile für die Kommune und ihre Bewohner müssen klar und deutlich kommuniziert werden. Was bringt das Projekt den Menschen vor Ort?
  • Klare Botschaften: Kernbotschaften müssen präzise und unmissverständlich sein.


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Arbeitskreis

Akzeptanzkommunikation

Der Arbeitskreis Akzeptanzkommunikation beschäftigt sich mit den großen Umbrüchen unserer Zeit und ihrer kommunikativen Begleitung: großen Infrastrukturprojekten (z.B. Energiewende), neuen Technologien (z.B. E-Mobilität) und gesellschaftlichen Themen (z.B. Crispr, PID). An der Schnittstelle zwischen denen, die diese Umbrüche treiben und denjenigen, die sie betreffen, arbeiten wir Kommunikatoren gemeinsam mit Beteiligungs- und Dialogspezialisten. Unser Ziel ist eine frühzeitige Erkennung potenzieller Konflikte und die Herstellung von Zustimmung unter Beachtung unterschiedlicher Interessen von Stakeholdergruppen. 
 
Der Arbeitskreis Akzeptanzkommunikation ist ein Platz zum Netzwerken, für den Austausch von Best Practices und die Standardisierung von Methoden. Falls Sie Interesse an einer Mitarbeit haben, schreiben Sie uns, gerne auch persönlich über unsere Profile auf Xing und LinkedIn.
 
Am 5. November 2018 haben die Mitglieder des Arbeitskreises in Berlin eine Definition des Begriffs Akzeptanzkommunikation sowie Handlungsfelder erarbeitet.
 
Kontakt: akzeptanzkommunikation(at)dprg.de

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