Beim Lunch Talk am 21. August war IW-Direktor Prof. Dr. Michael Hüther zu Gast. DPRG-Präsidentin Sabine Clausecker moderierte das Gespräch.
Der Ökonom macht deutlich, dass die wirtschaftliche Lage in Deutschland alles andere als rosig sei. Mit Blick auf das Jahr 2025 könne man froh sein, wenn man am Ende mit einer Null rausgehe. „Wir befinden uns derzeit in einer qualitativ neuen Situation, die nicht vergleichbar ist mit anderen wirtschaftsschwachen Jahren bzw. Jahrzehnten“, so Prof. Dr. Hüther.
Wie gelingt uns ein wirtschaftlicher Aufschwung? - Die Politik steht vor der herausforderungsvollen Aufgabe, den Unternehmen in Deutschland ihre Unsicherheit zu nehmen, damit sie wieder investieren. Zur Stärkung der Wettbewerbstätigkeit könne beispielsweise die Senkung der Lohnnebenkosten, die zu einer Reduzierung der Standortkosten führen, beitragen.
- Mit Blick auf Wachstum und Wertschöpfung hat die Umweltpolitik großes Potential. Um dies auszuschöpfen, sind kluge Kooperationen mit anderen europäischen Ländern und ggf. China notwendig. Auch hierfür sind stabile Rahmenbedingungen das A und O – politisches Handeln ist gefragt.
- Der Einsatz von KI ist volkswirtschaftlich interessant, denn sowohl der Staat als auch die Unternehmen profitieren dadurch. Die Unternehmen sparen Personalkosten und Arbeitszeit. Der Staat profitiert von den Steuereinnahmen, resultierend aus der Unternehmensbesteuerung. KI ist eine Chance, kann aber derzeit keine Fachkräfte ersetzen bzw. den Fachkräftemangel auffangen, der sich bis zum Ende der Legislaturperiode verstärken wird. Aufgrund alternder Bevölkerung werden 2 Mio. Arbeitskräfte fehlen.
Wie sieht die wirtschaftliche Lage in Europa aus? - Europa hat große Chancen und Potentiale, die insbesondere in der Vielfalt liegen. Diese gilt es in einer außenpolitischen Machtdemonstration zu bündeln. Dies gelingt aber nur über eine gemeinsame Armee – eine gemeinsame Verteidigung.
Wie kann Transformation gelingen? - Transformation ist der Schlüssel zu neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten und sollte als Chance begriffen werden. Nur mithilfe einer entscheidungsfreudigen Politik kann die Transformation erfolgreich sein.
- Kommunikatorinnen und Kommunikatoren können zum Gelingen der Transformation wesentlich beitragen, indem sie den Unternehmen klarmachen, dass sie auf Qualität setzen sollen, um die Verkaufszahlen zu steigern – ganz getreu dem Slogan „Made in Germany“. Kommunikation solle man als Trigger innerhalb des Transformationsprozesses verstehen. Wenn es gelingt, einerseits die Transformationsaufgabe zu bewältigen und andererseits die Wirtschaft in Gang zu halten, dann sind wir auf dem richtigen Weg.
Wie schaffen wir Vertrauen in Marktwirtschaft und Demokratie? - Das derzeitige Problem ist die Spaltung der Diskursräume. Beim Zusammenbinden der Debatten spielen Unternehmen eine wichtige Rolle, da es sich hier um geschützte Räume handelt. Gelingt uns eine Verlagerung der Diskurse in die Unternehmen, dann gibt man demokratischen Akteurinnen und Akteuren eine Chance, in diesen Räumen Perspektiven zu vermitteln, auch an junge Menschen.
- Abschließend setzt Prof. Dr. Hüther große Hoffnung, auf die Wiederbelebung einer gesamtgesellschaftlich fruchtbaren Debattenkultur. Diese sei für eine positive wirtschaftliche Entwicklung und für die Stabilisierung der Demokratie ganz entscheidend. Kommunikatorinnen und Kommunikatoren können wesentlich dazu beitragen.