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News / Alles eine Frage der Perspektive – oder: Warum Bert fast immer recht hat. Und Ernie auch.
Mirjam Berle
25.08.2025   Glosse
Alles eine Frage der Perspektive – oder: Warum Bert fast immer recht hat. Und Ernie auch.
Perspektivwechsel beginnt bei uns selbst. Bei der Entscheidung, nicht sofort zu bewerten, sondern zuzuhören.
Manchmal entfaltet ein kleines Büchlein große Inspiration. So ging's mir neulich mit „Ernie und Bert – Ein Ratgeber für beste Freunde". Darin streiten sie sich wieder darüber, was wichtiger ist: Struktur oder Spontaneität. Ordnung oder Kreativität. Jalousien sortieren oder Bananen-Telefone basteln.
 
Was ist Glitzerstaub? Sauerei oder Magie? Eine Kirsche? Topping oder Fleckengarant? Während Bert genervt sein Augenlid zuckt, grinst Ernie zufrieden – aus seiner Sicht ist alles in Ordnung. Nur eben anders. Die Antwort hängt von der Brille ab, durch die wir schauen. Beide haben recht. Nur eben aus ihrer jeweils unterschiedlichen Perspektive.
 
Im Berufsalltag begegnet uns diese Dynamik ständig – zwischen Perfektionisten und Pragmatikern, zwischen „Wir brauchen erst ein Konzept"-Typen und denen, die längst losgelegt haben. Jeder überzeugt, den besten Blick zu haben. Nicht selten endet das im berühmten: „Ich verstehe ja deinen Punkt, aber..."
 
Perspektivwechsel klingt vernünftig. In der Praxis bedeutet er, auszuhalten, dass auch die andere Sicht stimmen kann – obwohl sie sich konträr anfühlt. Die eigene Haltung nicht als Wahrheit zu betrachten, sondern als einen möglichen Blickwinkel. Unbequem. Vor allem, wenn man überzeugt von sich ist.
 
Genau da liegt der Punkt: Perspektivwechsel beginnt bei uns selbst. Bei der Entscheidung, nicht sofort zu bewerten, sondern zuzuhören. Nachzufragen. Kurz innezuhalten. Manchmal reicht ein: „Was meinst du damit?" – und die Linien unseres Deutungsrahmens verschieben sich.
 
Falls das nicht hilft, tut’s vielleicht Ernie. Der antwortet auf Berts Einwand, das sei „nicht logisch", nur: „Aber es macht Spaß." Recht hat er. Auch wenn's Bert zur Weißglut treibt.
 
Vielleicht ist das die Wahrheit: Perspektive ist nie vollständig. Aber sie wird klarer, wenn wir sie nebeneinander, statt gegeneinander legen.
 
Am Ende ist es wie mit dem Glitzerstaub: Für die einen pure Magie, für die anderen Sauerei. Beide haben recht. Und vielleicht liegt darin die Erleuchtung – dass derselbe Funke so unterschiedlich strahlen kann.



Kontakt zur Autorin: kontakt@mirjam-berle.de

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