Wir hängen oft an Plänen, Vorhaben, Routen – als wären sie in Stein gemeißelt. Klarheit, Orientierung, Struktur – all das gibt uns Halt. Doch was, wenn genau dieser Halt uns festhält? Was, wenn er uns uns in Wirklichkeit davon abhält, unsere Ziele wirklich zu erreichen?
 
„Manchmal musst du vom Weg abkommen, um deinen richtigen Weg zu finden“ – ein Satz, der mir neulich über den Weg gelaufen ist. Auf den ersten Blick klingt er nach Verirren. Nach Kontrollverlust. Aber vielleicht ist es genau das Gegenteil: ein Akt von Selbstermächtigung.
 
Denn der vermeintlich „richtige“ Weg ist oft nur der gut geplante. Der gesellschaftlich akzeptierte. Der lineare Karrierepfad, das strukturierte Projekt, die durchgetaktete Lebensplanung. Doch echtes Wachstum geschieht selten auf ausgetretenen Pfaden.
 
Wenn wir uns verirren, müssen wir neu hinschauen. Uns orientieren und Fragen stellen: Was will ich wirklich? Was treibt mich an? Wo zieht es mich hin – jenseits von Erwartungen und Routinen? Vielleicht liegt genau in diesem Innehalten der Schlüssel – nicht zum perfekten Plan, sondern zum stimmigen Kurs.
 
So gesehen ist das Abkommen vom Weg kein Drama und längst keine Krise – sondern eine Einladung. Kein Rückschritt, sondern ein Moment radikaler Ehrlichkeit. Vielleicht ist es auch der Beginn eines Weges, der nicht perfekt geplant ist – aber genau deshalb zu uns passt.
 
Also: Nicht jeder Umweg ist Zeitverschwendung. Manche führen uns an Orte, die wir sonst nie entdeckt hätten. Und manchmal lernen wir dabei nicht nur uns selbst besser kennen – sondern gewinnen auch ein Stück Selbstrespekt zurück. Einfach, weil wir uns getraut haben, anders abzubiegen. Und uns dabei zu vertrauen.
 
Kontakt zur Autorin: kontakt@mirjam-berle.de