Beim DPRG Takeoff 2025 Ende Januar in Leipzig präsentierten drei Studierende die Ergebnisse ihrer Bachelor-Arbeiten zu Erwartungen von bzw. an Berufseinsteigende. Wir stellen sie hier nochmals vor. Den Anfang macht Marvin Thiele. Thema: Was erwarten die Newcomer von der Branche?
Deine Arbeit trägt den Titel „Berufseinsteiger im Berufsfeld der externen Kommunikationsberatung – Eine qualitative Befragung zu Anforderungen und Erwartungen von Berufseinsteigern in Kommunikationsagenturen und Beratungsunternehmen in Deutschland“. Kannst du uns die zentralen Inhalte kurz skizzieren?
Sehr gern! Ich habe im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit jungen Berufseinsteigern aus der Kommunikationsberatung gesprochen und diese zu ihren wahrgenommenen Erwartungen und Anforderungen befragt. Hierbei ging es sowohl um ihre persönliche Perspektive auf den Beruf an sich als auch darum, inwiefern sie diese Aspekte aus Richtung ihres Arbeitgebers wahrnehmen. Der Fokus lag vor allem auf dem Verhältnis und der Relevanz von Hard- und Soft Skills und wie diese Anforderungen in der Unternehmenswelt zum Tragen kommen. Auch die Einstellung zu Erwartungen der jungen Arbeitnehmer, also der Stellenwert von Unternehmenskultur, Weiterentwicklung, Wort Life Balance, Gehalt und einigen weiteren Aspekten, wurde dabei beleuchtet. Hierzu war es wirklich interessant einen Einblick in einen Berufseinstieg zu bekommen, der als Student (noch) in der Zukunft liegt.
Eine deiner zentralen Erkenntnisse in Bezug auf die Anforderungen ist, dass Soft Skills wie Teamfähigkeit und Belastbarkeit für Berufseinsteiger relevanter sind als Hard Skills wie technisches Know-how. Warum, glaubst du, ist das der Fall?
Vorab ist hier wichtig zu erwähnen, dass Hard- und Soft Skills immer ineinandergreifen und unter Umständen auch voneinander abhängig sind. Soft Skills nehmen eine flexible, übergeordnete Funktion ein. Sie sind in gewisser Weise eine Art „Kit/Fähigkeits-Portfolio“, was jeder Mensch bei sich hat und welches in verschiedenen Situationen zum Ausdruck kommt. Im Unterschied zu den Hard Skills, sind Soft Skills daher nur schwer erlernbar. In manchen Aspekten kann man auch von der simplen Annahme ausgehen, dass man manche Soft Skills besitzt und andere einfach nicht. Das bestätigen auch die befragten Berufseinsteiger. Der Konsens hierbei ist, dass man das Fachliche, die Hard Skills, beim Ausüben des Berufes lernen kann und man selbst dahingehend vom Unternehmen auch gefördert wird. Soft Skills hingegen muss man einfach von Beginn an mitbringen, weshalb sich auch der Trend abzeichnet, dass Beratungen bei der Bewerberauswahl diesen mehr Relevanz zuschreiben.
Neben den Anforderungen an die Berufseinsteiger für ihren Job bringen diese andersrum auch gewisse Erwartungen an ihre Arbeitgeber mit. Flexibilität, Anerkennung und Entwicklungsmöglichkeiten stehen dabei ganz oben. Wie können Arbeitgeber deiner Meinung nach diesen Erwartungen gerecht werden?
Ich würde behaupten, in diesem Fall ist Kommunikation der Dreh- und Angelpunkt. Unternehmen und Agenturen sollten sich durch regelmäßigen Austausch und durch symmetrischen Dialog über die Bedürfnisse und Erwartungen des Berufseinsteigers bewusst sein und dahingehend passend reagieren können.
Stichwort Einarbeitung: Die ersten Wochen sind oft ein entscheidender Faktor, wenn es um den Abgleich von Anforderungen und Erwartungen geht. Was sind konkrete Möglichkeiten, die Kommunikationsberatungen umsetzen können, um Berufseinsteigern den Start vereinfachen können?
Hierbei ist es wichtig, dem Berufseinsteiger auf Augenhöhe entgegenzutreten. Man sollte gut einschätzen können, wie der aktuelle Stand zu Fähigkeiten und Belastbarkeit, aber auch zu Eigeninitiative und Motivation aussieht. Auch hier ist regelmäßiger Austausch mit beidseitigem Feedback sehr wichtig. Ein schöner Ansatz ist hierbei ein sogenanntes „Buddy-Programm“, bei welchem dem Berufseinsteiger eine Art Mentor zugeteilt wird, der schon mehr Erfahrung im Unternehmen besitzt und somit das junge Talent in der Anfangsphase begleiten, leiten und formen kann. So sollte eine gute Einschätzung entstehen, wann man bspw. Workload und Verantwortung Stück für Stück erhöhen kann. Kernkonzept hierbei sollte sein: Fördern aber auch Fordern.
Auch nach einer erfolgreichen Einarbeitung gibt es Situationen, in denen persönliche Erwartungen und Anforderungen an den Job nicht vollständig übereinstimmen. Wie gehen Berufseinsteiger mit diesen Herausforderungen um?
In diesem Fall meist mit Feedback gegenüber dem Arbeitgeber. Das sollte sowieso immer einer der ersten Schritte sein, wenn Unzufriedenheit aufkommt. Des weiteren ist natürlich auch ein Jobwechsel eine Perspektive, die nicht ungesehen bleibt. Auch während meiner Befragungen waren ein paar Berufseinsteiger in einer solchen Wechselphase. In gewisser Weise ist es ja auch genau diese Flexibilität, die die Branche ausmacht. Nichtsdestotrotz sollte man sich immer bewusst sein, dass man nie zu 100% zufrieden in seinem Job sein kann und dahingehend auch die Erwartungen anpassen muss. Durch Dialog Kompromisse zu finden, ist hierbei wohl einer der wichtigsten Lösungsansätze.
Im öffentlichen Diskurs wird häufig behauptet, dass die Gen Z, die aktuellen Berufseinsteiger, weniger belastbar und arbeitsscheuer sei. Ihre Ergebnisse widerlegen das. Wie siehst du diese Debatte und die Wahrnehmung der Gen Z in der Arbeitswelt?
Ich kann dieser Ansicht auch nur widersprechen. Zum einen ist es so, dass es auch in unserer Generation immer noch zahllose junge Menschen gibt, die hart arbeiten können und auch wollen. Zum anderen hat sich auch einfach ein Perspektiv- und Prioritätenwechsel vollzogen. Junge Arbeitnehmer legen nicht mehr so großen Fokus darauf, einen großen Betrag am Ende des Monats auf dem Konto zu haben oder die Karriereleiter weit nach oben zu klettern. Mentale Gesundheit, Freizeit und Work-Life Balance sind einfach Punkte, denen mehr Priorität zugesprochen wird, als es eventuell noch vor 20 Jahren der Fall war. Das hat dann jedoch nichts damit zu tun, dass unsere Generation faul ist oder nicht mehr hart arbeiten möchte.
Mit Blick auf die Erkenntnisse deiner Arbeit und deiner Perspektive als zukünftiger Berufseinsteiger: Welche konkreten Schritte sollten Agenturen und Beratungsunternehmen unternehmen, um sowohl die Anforderungen der Branche zu erfüllen als auch die Erwartungen von Berufseinsteigern langfristig zu bedienen?
Ich würde behaupten, es ist wichtig, als Agentur/Unternehmen einfach am Puls der Zeit zu sein. Man sollte sich über aktuelle Trends, Ansichten und Verfügbarkeiten am Arbeitsmarkt im Klaren sein und dementsprechend handeln. Mitarbeiter-Umfragen, Networking-Events und Ähnliches sind hierbei gute Mittel, um sich dahingehend zu informieren.
Welche Rolle können aus deiner Sicht Berufsverbände wie die DPRG dabei spielen, wenn es darum geht, Berufseinsteiger zu unterstützen?
Die DPRG spielt aus meiner Sicht eine zentrale Rolle im Bereich der Vernetzung und Informierung der Branche. Durch Events wie dem DPRG Takeoff können sich sowohl alt eingesessene Beratungs-Hasen und junge Karnickel ein Bild von dem Arbeitsfeld machen, miteinander in Kontakt treten und im besten Fall voneinander lernen und ggf. auch zusammen arbeiten.
Eine persönliche Frage zum Abschluss: Hat die Bearbeitung dieses Themas dir eine klare Richtung gezeigt, in die deine berufliche Zukunft nach dem Studium gehen soll?
Also von einer klaren Richtung kann noch nicht unbedingt die Rede sein. Das liegt wohl aber auch an meiner Art und Weise, mich ungern vorzeitig auf etwas festlegen zu wollen. Ich schaue gern, wie die Würfel fallen, welche Optionen ich habe und treffe dann eine Entscheidung. Nichts desto trotz hat mir diese Arbeit einen tollen Einblick in ein spannendes Berufsfeld gegeben, der mir sowohl die Branche als auch den Berufseinstieg an sich näher gebracht hat.
Redaktion: Nina Höhler
Dreiteilige Serie zu Bachelor-Arbeiten: