Wer in den vergangenen Tagen auf LinkedIn war, kam ziemlich sicher nicht umhin, die Bilder der PR Report Awards zu sehen. Oder einer der anderen Verleihungen, von denen es ganz schön viele gibt. Alle jubeln, die Preise werden in die Luft gehoben und am Ende bleibt immer ein Geschmack von „hach, sind wir toll!“.
Selten geht es in den Postings um die Idee, die ausgezeichnet wurde, oder den Mechanismus der Aktivierung, es geht kaum um Zahlen und Fakten oder eine Hintergrundgeschichte, weshalb eine Kampagne ausgezeichnet wurde. Und dann werden die Stimmen wieder laut, die finden, dass wir uns auf LinkedIn doch alle nur selbst feiern und die Expertise, für die die Plattform stehen will, zu kurz kommt. Ja, der Gedanke kam auch mir heute Morgen beim Durchscrollen. Und ja, da ist sicher auch ein Fünkchen Wahrheit dabei. Doch der Gedanke verflog so schnell, wie er kam. Denn:
Ja, wir dürfen, sollten und müssen uns selbst ständig feiern.
Weshalb? Weil Kommunikation noch nie so fordernd war, noch nie so schnelllebig und selten so relevant wie heute. Und wir uns viel zu selten selbst für das loben, was wir täglich erreichen. Wenn wir feiern, dass wir einen Preis bekommen haben für eine Kampagne, an der wir Wochen, Monate und vielleicht sogar Jahre gearbeitet haben, dann feiern wir in dem Moment uns selbst, aber vor allem auch all die Stunden an Denkleistung, Sorgenfalten, Lachen und Weinen, all die zahlreichen Abstimmungsrunden, die Hochs und Tiefs – wir feiern all das, was man nicht sieht.
Und natürlich ist ein Post à la „wie toll und das ist mega“ schneller geschrieben (und selbst auch leichter verdaubar), als alle Details des Weges dahin zu verargumentieren. Und in Zeiten, in denen die Kommunikation auch so schwierig und sensibel ist wie kaum zuvor, ist ein bisschen positive Stimmung absolut angesagt.
Denn mal ehrlich: Wenn wir uns nicht selbst feiern, wer macht es dann? Das will natürlich nicht heißen, dass wir uns jetzt mit jedem Posting selbst feiern sollten. Aber wir dürfen das auch nicht nur dann machen, wenn wir einen Preis gewinnen. Und anstatt zu kritisieren und zu hinterfragen – I mean, wer sind wir, die Feier-Polizei?! – hilft ein wenig Empathie.
Denn man muss nicht immer erst einen Preis gewinnen, bevor man sich auch mal selbst kurz feiern darf. Was für uns schnell als „zu viel“ erscheint, ist woanders Gang und Gäbe. Und wenn wir uns das nächste Mal doch über zu viel „Selbstverherrlichung“ aufregen, könnten wir aktiv etwas dagegen tun und einfach mal genauer nachfragen, wie ein Preis, eine Errungenschaft oder ein Ereignis zustande kam.
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