Digitale Tools in der niederländischen Nachbarschaftskommunikation
Der neueste Termin „Akzeptanz am Mittag“ brachte einen Blick über die eigenen Grenzen mit – und der hat sich für die mehr als zwei Dutzend Teilnehmenden wahrlich gelohnt. Von Thomas Zimmerling
Als Land mit einer langen Küstenlinie und der windreichen Nordsee haben die Niederlande nicht zuletzt für die Energiewende und Energieversorgung in Deutschland eine große Bedeutung. Aber auch im Straßenbau gibt es digitale Lösungen für die Kommunikation mit den Anwohnern, Pendlern und Geschäftsinhabern, die von einer Baustelle betroffen sind – und diese Lösungen zeigen zudem: Unsere europäischen Nachbarn sind teilweise digitaler unterwegs als wir.
Zu Gast bei Moderatorin Claudia Müller vom Arbeitskreis Akzeptanzkommunikation waren Bert Ter Avest, Chairman der „Platform Omgevingsmanagement“ (POM), William Verbij, Head of Stakeholdermanagement bei Van Geldern Infra, und Mark van der Kooi, Direktor der App de Bouw. Mit „POM“ bietet Bert Ter Avest eine besondere Kooperations-Plattform sowohl für Kommunikatorinnen und Kommunikatoren als auch für die Träger von Infrastrukturvorhaben.
Auch Van Geldern Infra, das zu den Top-Ten-Infrastrukturunternehmen in den Niederlanden gehört, findet sich dort mit seinen Projekten wieder. William Verbij gab einen detaillierten Überblick, wie das Unternehmen Thema Akzeptanz- und Nachbarschaftskommunikation angeht – analog wie digital. Die Gäste waren sich einig: gute Akzeptanzkommunikation ist konstruktiv, ehrlich, menschlich und vor allem regelmäßig.
Die bereits vor elf Jahren entwickelte de Bouw App bietet diesen Zugang über das eigene Smartphone. Praktisch gleichzeitig erhalten fast alle Stakeholder einen Mehrwert. Bei Bauvorhaben wie denen von Van Geldern Infra wird die Nachbarschaft frühzeitig und umfassend und bis zum Abschluss der Arbeiten informiert und zur Kommunikation eingeladen. Inklusive Blick hinter die Kulissen und positiven und interessanten Geschichten. Die App zeigt alle Bauprojekte in der Nähe bzw. mehr als 1.400 Bauprojekte landesweit auf einer Karte an. Updates und Push-Nachrichten halten verschiedene Stakeholder-Gruppen informiert.
Projektverantwortliche sind über ein Kontaktformular für eine 1:1 Kommunikation ansprechbar. In einem föderalen Land wie Deutschland sicherlich nicht so leicht vorstellbar, funktioniert diese zentrale Lösung in den Niederlanden dagegen sehr gut.
Im Fokus sowohl der drei Referenten als auch der Teilnehmenden waren vor allem die Hürden in der Nutzung digitaler Tools (Stichwort: gleicher Zugang für alle) und der Versuch, in dem einstündigen Talk möglichst viel von den Expertinnen und Experten aus dem jeweils anderen Land zu lernen. „Und genau da wollen und werden wir weiter anknüpfen“, sagt Ulf Mehner, Leiter des Arbeitskreises Akzeptanzkommunikation. „Wir sind nicht nur mit vielen interessanten und hilfreichen Informationen aus dem Termin gekommen, sondern auch mit genügend Themen und Fragen, die wir aufnehmen werden. Gerne auch wieder mit unseren Nachbarn in den Niederlanden.“