Eins noch...
"Wenn du einen Joghurtbecher mit Erde und einem Kern drin gießt, musst du schon dran glauben, dass irgendwann was wächst...", sagte meine Schwester, als wir neulich vor dem stattlichen Pfirsichbaum in ihrem Garten standen. Ein Baum, den der Großvater ihres Ehemannes aus einem einzelnen Kern gezogen hat. Was für eine Metapher für Vertrauen, Geduld und Wachstum.
In unserer Erwartungswelt der sofortigen Ergebnisse scheint die Idee, einen Baum aus einem Kern zu ziehen, geradezu verrückt. Doch ist es nicht genau diese Langsamkeit, aus der wahres Wachstum entsteht? Ob persönliche Entwicklung oder beruflicher Erfolg – echtes Wachstum braucht Zeit. Und mehr noch: Es braucht den Glauben daran, dass etwas wachsen wird, auch wenn wir es noch nicht sehen können.
Dieses "Growth Mindset", wie es die Psychologin Carol Dweck nennt, ist die Überzeugung, dass unsere Fähigkeiten sich durch Anstrengung und Beharrlichkeit entwickeln können. Es ist die Haltung des hier besagten Großvaters, der einen Kern gepflanzt und darauf vertraut hat, dass eines Tages ein Baum daraus wird.
Aber seien wir ehrlich: Geduld zu haben ist verdammt schwer. Wir alle kennen die Frustration, wenn wir nicht sofort Ergebnisse sehen. Doch genau hier liegt unsere Chance: Während wir warten, gießen und pflegen, wachsen wir mit. Wir lernen Ausdauer, Vertrauen und die Kunst des Loslassens.
Hand aufs Herz, wie oft haben wir schon aufgegeben, weil etwas nicht schnell genug ging? Vielleicht war der Durchbruch näher, als wir dachten, und wir haben es einfach nicht lange genug versucht.
Also, das nächste Mal, wenn wir ungeduldig werden: Erinnern wir uns an den Pfirsichbaum. Feiern wir die kleinen, unsichtbaren Fortschritte. Vertrauen wir darauf, dass unter der Oberfläche etwas wächst. Wer weiß – vielleicht pflanzen wir ja gerade selbst den Pfirsichbaum unseres Lebens.
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