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News / Die Wahrheit hinter den Kulissen: Wie Troll-Fabriken Kommunikation manipulieren
Darren Linvill
19.08.2024   Review Lunch Talk
Die Wahrheit hinter den Kulissen: Wie Troll-Fabriken Kommunikation manipulieren
Darren Linvill ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Clemson University in South Carolina, USA. Seine Forschung konzentriert sich auf Desinformation in sozialen Medien und deren Einfluss auf den zivilen Diskurs.
Im Lunch Talk, der diesmal auf Englisch stattfand, war er im Gespräch mit DPRG-Bundesvorstandsmitglied Janine Langlotz. Hier die wichtigsten Thesen kurz angeschnitten. Für mehr Details beachten Sie bitte die Aufzeichnung der Online-Veranstaltung.
 
Wie arbeiten Troll-Fabriken?
 
Troll-Fabriken seien ähnlich wie Call Center aufgebaut, unter anderem mit verschiedenen sprachlichen Einheiten (zumeist Englisch, Deutsch und Französisch) und Managern, die die Themensetzung bestimmten. Hauptmärkte für die Operationen seien hauptsächlich die USA und Deutschland.
 
Weltweit unterscheiden sich die Vorgehensweisen, aber der Großteil der Troll-Fabriken sei in Russland und in China angesiedelt. Russland orientiere sich (wieder) an alten KGB-Mustern und gehe wie folgt vor: Lanciere unterschiedliche Fehlmeldungen, suche die am besten funktionierenden Narrative und verbreite sie dann großflächig (#Selensky yacht). Heutzutage natürlich unterstützt durch neue Technologien und Kanäle wie Social Media, selbst erstellten News-Plattformen und KI.
 
China hingegen setze mehr auf die Strategie, bestimmte unerwünschte Themen „stummzuschalten“, sie also über eine Hashtag-Überflutung zu überschwemmen und dadurch unsichtbar und unauffindbar zu machen (#genocide games).
 
Gibt es (un-)sicherere Plattformen für Troll-Attacken?
 
Jede Plattform habe unterschiedliche Probleme und Herausforderungen, Twitter sei bekanntlich zunehmend umstritten. Grundsätzlich seien aber alle Plattformen zu wenig reguliert, das mache es Trollen natürlich leichter, tätig zu werden.
 
(Wie) Kann man sich konkret davor schützen?
 
Troll-Attacken seien tatsächlich seltener als man meine. Viel häufiger stecke in unseren Breiten „bloß ein schlechter Scherz“ dahinter von einer Person, die entweder echte psychische Probleme habe oder einfach nur gelangweilt sei. Ein weitaus größeres Problem aber seien diese massiven Beeinträchtigungen für die jeweiligen Bevölkerung selbst: Putin kontrolliere die öffentliche Meinung in Russland über Staatsmedien und Social Media, in China gebe es ohnehin eine sehr lange Tradition der staatlichen (Meinungs-)Kontrolle, der totalen Regulierung und Überwachung. Für Chinesen sei es deswegen fast unmöglich herauszufinden, was die andere Seite denke.
 
Einen echten Schutz dagegen gebe es auch bei uns nicht, aber es sei in jedem Falle hilfreich, sich ein gesundes Misstrauen zu bewahren, zu überlegen, wo und mit wem man sich austausche und den Hintergrund und die Reaktion einer Person - v.a. bei wenig authentischem Verhalten - zu überprüfen: „Try to treat the digital world more like the real word. Keep your healthy suspicion and treat real people like real people.“
 
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