„Niemals die Augen vor Veränderung verschließen“
Im Gespräch mit Charleen Bermann spricht Roxane Brießmann über ihren Weg in die Kommunikationsbranche, wichtige Trends und Entwicklungen und ihre Arbeit als Sprecherin der YoungPro in der DPRG.
Wie ist dein beruflicher Hintergrund?
Ich habe einen Studienabschluss in Sprechwissenschaften. Das Studium umfasst die Teilbereiche Phonetik, Rhetorik, Sprechkunst und klinische Sprechwissenschaft. Danach absolvierte ich ein sechsmonatiges Vollzeitpraktikum in der internen Kommunikation bei der Hoffmann Group in München. Anschließend wechselte ich in die PR-Branche und arbeite seit zweieinhalb Jahren als Beraterin für B2B- und Technologieunternehmen bei Weber Shandwick in München.
Was begeistert dich an der Kommunikationsbranche?
Ich bin von Natur aus ein sehr kommunikativer Mensch. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich mit drei Geschwistern in einer großen Familie aufgewachsen bin. Durch mein Studium habe ich ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, wie Sprache, Stimme, Körpersprache und Kommunikation Menschen beeinflussen können. Für mich ist eines der Ziele von Kommunikation, Verständigung zu erreichen. In meinem Beruf versuche ich, durch Geschichten Verständigung zu fördern und die richtigen Geschichten zu identifizieren.
Nachdem ich auf Umwegen in die PR-Branche gelangt bin, war ich gespannt darauf, wie ich meinen Hintergrund in die Arbeit einfließen lassen kann. Mittlerweile weiß ich, dass ich meine Affinität zur mündlichen Kommunikation gut einbringen kann – und dass es nicht den „einen“ Weg in die Kommunikationsbranche gibt. Ich finde es großartig, dass hier viele Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen aufeinandertreffen, denn das kann die tägliche Arbeit sehr bereichern.
Welchen Herausforderungen bist du begegnet, als du in die Branche eingestiegen bist?
Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser. Die Arbeitsbelastung schwankt und kann manchmal ziemlich hoch sein, das musste ich erstmal lernen. Der Großteil meiner Kunden stammt aus einem sehr technischen Umfeld mit erklärungsbedürftigen Produkten und Themen. Hier stand ich vor der Herausforderung, mich schnell in komplexe Themen einzuarbeiten und sie verständlich zu kommunizieren, damit andere sie gut nachvollziehen können. Jetzt, knapp drei Jahre später, lerne ich dabei immer noch täglich etwas Neues dazu. Jeder Tag ist anders und die Arbeit ist sehr vielfältig.
Neue Trends und Entwicklungen, wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz, sind momentan überall präsent. Wie bleibst du über solche Themen auf dem Laufenden?
Social Media spielt da eine große Rolle. Die Algorithmen spielen mir oft passende Trends in meinen Feed, die mich zum Beispiel bezüglich KI auf dem Laufenden halten. Zu diesem Thema erhalte ich auch hier in der Agentur wichtige Impulse, wo eine Task Force regelmäßig die neuesten Entwicklungen analysiert. Unser Social Media Team teilt auch regelmäßig aktuelle Social Media Trends in internen Meetings, was sehr praktisch ist. Außerdem profitiere ich sehr von den Einblicken aus dem PR Report und der PR Werkstatt, die ich durch meine Mitgliedschaft bei der DPRG erhalte.
Welche Themen siehst du aktuell als wichtig an?
Ich glaube, dass es für Unternehmen entscheidend ist, sich in der digitalen Welt zu behaupten und ihre Strategien entsprechend anzupassen. Themen wie Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung sind dabei unverzichtbar. Gesellschaftliche Probleme können nicht allein von Einzelpersonen gelöst werden; Unternehmen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wenn Unternehmen sich engagieren und ihren Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme kommunizieren können, ist das optimal – es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und das nicht nur als Marketingmaßnahme erscheinen zu lassen, sondern vielmehr authentisches Engagement zu zeigen.
Und gibt es wiederum auch Themen, die dich beunruhigen?
Mich beunruhigt, dass sich politische Diskussionen zunehmend extremisieren. Es ist entscheidend, dass wir klare Grenzen zwischen Fakten und Meinungen ziehen, um den politischen Diskurs zu bewahren. In der Kommunikationsbranche müssen wir dazu beitragen, diese Spaltung zu mildern. Auch im Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist es wichtig, dass wir uns der Regulierung und Aufklärung widmen. Die Verbreitung von Fake News und Deepfakes erfordert nach wie vor eine umfassende Aufklärung, besonders für weniger technikaffine Personen.
Du bist außerdem als Sprecherin der YoungPro in der DPRG tätig. Wie bist du dazu gekommen?
Ich bin durch meine Freundin Lisa Kaltwasser zur DPRG gekommen. Sie hat mir von ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Vorstand der DPRG erzählt und mich damit neugierig gemacht. Da ich ohnehin einem Berufsverband beitreten wollte und letzten Sommer die Position des YoungPro-Sprechers in der Landesgruppe Bayern frei wurde, habe ich die Chance genutzt. Lisa schlug mir vor, mich dafür aufstellen zu lassen und es schien mir ein guter Einstieg in einen Berufsverband. Mich motiviert die Möglichkeit, bereits in jungen Jahren aktiv zu sein und meine Generation zu vertreten. Ich bin in interne Entscheidungsprozesse eingebunden und kann auf Augenhöhe mit dem restlichen Vorstand sprechen.
Wie hat sich die DPRG entwickelt und was würdest du dir mehr wünschen?
Im letzten Jahr hat sich die DPRG meiner Meinung nach positiv entwickelt. Ich profitiere sehr von den verschiedenen Veranstaltungen, besonders von den virtuellen Lunch-Talks mit Gästen aus der Branche. Ich war auch schon auf ein paar Präsenzveranstaltungen, die mir neben guten Impulsen auch die Möglichkeit geboten haben, persönliche Kontakte zu knüpfen. Es ist schön zu sehen, dass der persönliche Austausch wieder eine größere Rolle spielt, denn er ist einfach unersetzbar.
Was ich mir mehr wünschen würde, ist eine stärkere Förderung der YoungPros. Ich glaube, dass dies ein wichtiger Hebel ist, um die DPRG für die Zukunft gut aufzustellen. Ich arbeite noch daran, wie ich meine Generation optimal erreichen und sie für den Berufsverband begeistern kann - das ist eines meiner erklärten Ziele. Dafür gibt es keinen festen Weg, es ist ein Prozess des Ausprobierens und Testens.
Gibt es einen Rat, den du Berufsanfänger*innen geben würdest?
Man sollte offen, neugierig und wissbegierig sein, jede neue Erfahrung mitnehmen und niemals die Augen vor Veränderung verschließen, denn Kommunikation ist dynamisch und wird nie stillstehen. Von vielfältigen Einblicken kann man nur profitieren, also sollte man sich vor allem am Anfang nicht auf eine bestimmte Nische festlegen und sagen: "Hier bin ich und hier bleibe ich für immer." Es ist wichtig, offen und neugierig zu bleiben, um gut aufgestellt zu sein und natürlich ein starkes Netzwerk aufzubauen, in dem man Erfahrungen austauschen kann.