Neulich sah ich den Image-Film einer Firma (die ich hier vor der Bloßstellung verschone und nicht beim Namen nenne). Die Handlung war so prickelnd wie Melatonin. Die Stimme der Sprecherin erinnerte mich an die Konserven-Werbung im Supermarkt („Nimm drei, zahl zwei“). Alle Protagonisten hatten die von der Kommunikationsabteilung vorformulierten Schachtelsätze brav auswendig gelernt und versprühten die Vitalität von Moorleichen. Kurzum: Das Video war fünf Minuten zum Fremdschämen – aufwendig produziert und trotzdem für die Tonne. Blöderweise auch noch im Querformat (das für Social Media untauglich ist).
Warum ich euch das erzähle? Weil imageschädigende Image-Videos System haben. Bei jedem x-beliebigen Unternehmensjubiläum kommt irgendein wichtiger Vorstand oder einfallsloser Kommunikationschef auf die Retro-Idee: „Wir brauchen einen Image-Film.“ Irgendeine Agentur produziert dann einen endlos langen Clip, der irgendwo versteckt auf der Firmen-Website landet (oder im falschen Format gepostet wird) und dermaßen ermüdend ist, dass nicht einmal die Menschen bis zum Ende durchhalten, die darauf zu sehen sind.
Diese Image-Videos sind für Social Media – erstens – viel zu lang. Zweitens kosten sie meist viel Geld, das sie nicht wieder „einspielen“. Zeitgemäßer wäre es, statt eines einschläfernden Marathon-Films 20 originelle und witzige Kurz-Clips für Instagram und TikTok zu produzieren – selbstverständlich im Hochkant-Format. Und eure Firma / eure Behörde wird gesehen.
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