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News / Deutsche Top-Player in der Wirtschaft rufen zur EU-Wahl gegen die AfD auf
Liane Bednarz
03.06.2024   Kommentar
Deutsche Top-Player in der Wirtschaft rufen zur EU-Wahl gegen die AfD auf
Viel war in der Vergangenheit davon die Rede, wie weit die Lenker deutscher Unternehmensheroen sich politisch äußern dürfen. Mehr als 30 von ihnen, darunter die CEOs von Siemens und Mercedes, haben nun die Zeichen der Zeit erkannt und richten sich explizit gegen den Rechtspopulismus.
Mehr als 30 deutsche Top-Konzerne - jawohl: in Worten: satte dreißig - zeigen Flagge und richten sich in Form der Initiative „Wir stehen für Werte“ mit klarer Message gegen Populisten, aber ohne, was taktisch klug ist, die AfD explizit zu nennen, kurz vor der Wahl zum neuen EU-Parlament an ihre rund 1,7 Millionen (!) Mitarbeiter. Was angesichts der wahlberechtigten Bewohner der Bundesrepublik eine echte Nummer ist. Es ist, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Mitte Mai schrieb, ein Novum: „einen solchen Wahlaufruf deutscher Unternehmen an ihre Belegschaften gab es noch nie“.
 
Zugleich fragte die altehrwürdige Zeitung, deren Wirtschaftsteil nach wie vor eine Messlatte ist: „Ist das übergriffige Gängelung oder längst überfälliges Bekenntnis?“ Und reagierte ein bisschen unentschieden, befürwortet den Appell am Ende dann aber doch.
 
Gut so. Denn, um es mit Roland Busch, dem Siemens-CEO, klar und deutlich (im Gespräch ebenfalls mit der FAZ) zu sagen: „Wir wehren uns gegen die Politik extremistischer Parteien. Krude Gedanken wie Remigrationspolitik und Ausländerfeindlichkeit überschreiten eine rote Linie. Das ist absolut inakzeptabel in einer Welt, in der die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen weltweit eben nicht Deutsche sind.“
 
Gewiss, das Thema rüttelt an einer der ganz großen Fragen im Gesellschaftsrecht, besonders unter börsennotierten Unternehmen: wie weit kann man das Unternehmensinteresse, die „Business Judgement Rule“ auslegen, für deren Einhaltung jedes Mitglied der Geschäftsführung und des Vorstands auch rechtlich persönlich verantwortlich ist. Früher, also bis in die späten neunziger Jahre hinein, hieß es: „Shareholder Interest“ only. Das hat sich in Zeiten von Corporate Social Responsibility und namentlich ESG geändert. Kurzfristiges Schielen auf „Shareholder only“ birgt sogar die Gefahr von Reputationsverlusten. Menschen, auch und gerade Kunden, sind viel sensibler geworden. Und werden außerhalb AfD-affiner Kreise das kühne Voranpreschen der 30 Unternehmen gewiss sogar schätzen.
 
Vor der letzten Wahl zum Europaparlament waren es vor allem die Ruhrkonzerne, die voran preschten und in ähnlicher Sprache, also ohne Nennung der AfD, zur Wahl aufriefen und das gegen die AfD gerichtet meinten. Jetzt sind es sogar 30 Top-Konzerne quer über Deutschland verteilt. Sie verkörpern damit, was der Leitslogan aller Nicht-Populisten bleiben muss: Wir sind mehr.
 
Wichtiger Hinweis der DPRG: Der „Kommentar der Woche“ ist eine persönliche Meinungsäußerung der Autorinnen und Autoren und stellt nicht die Meinung der DPRG dar. Bei Fragen, Anregungen und Wünschen zum Kommentar wenden Sie sich bitte direkt an die Autorin unter liane.bednarz@web.de
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