Abends beim PR-Preis. Es ist spät, wir stehen an der Bar und plaudern über diese Kolumne. „Schreib doch mal was zum Thema Begreifen und Erfassen“, sagt mein Gegenüber. Auftrag angenommen. Bitte schön:
In unserer Wissensgesellschaft wird stets betont, wie wichtig es ist, informiert zu sein. Wir konsumieren Bildungsangebote wie Fast Food – schnell, effizient und in großen Mengen. Doch trotz der vielen Informationen, die wir täglich aufsaugen, klafft oft eine Lücke zwischen dem, was wir wirklich wissen und eventuell sogar richtig verstehen, und dem, was wir tun.
"Begreifen und Erfassen..." – das klingt nach tiefem Verständnis, doch oft kratzen wir nur an der Oberfläche. Theoretisches Wissen allein reicht nicht, um die Komplexitäten der realen Welt zu meistern. Es ist, als würden wir schwimmen lernen wollen, indem wir Bücher darüber lesen, ohne je ins Wasser zu springen.
Neulich im Beratungsprojekt zeigte sich mal wieder, wie essenziell es ist, die Theorie mit der Praxis abzugleichen. Trotz vorher gemeinsam ausgefeilter Strategien und detaillierter Kommunikationspläne stolperten wir beinahe über menschliche Hürden – Dynamiken, die in keinem Lehrbuch stehen, aber in der Realität sofort ins Auge fallen.
Wieso passiert das? Weil echtes Verstehen nicht aus dem Konsum von Informationen entsteht, sondern aus Erfahrung, Versuch und Irrtum, aus direktem Kontakt mit der Materie und den Menschen im Allgemeinen. Es geht nicht nur darum, zu wissen, sondern zu begreifen; nicht nur um Theorie, sondern um Anwendung.
Das wahre Begreifen beginnt erst, wenn wir bereit sind, uns die Hände schmutzig zu machen. Wenn wir uns mit praktischem Wissen ernsthaft befassen, können wir es leichter erfassen. Lassen wir also die Bücher ab und zu im Regal und wagen uns hinaus, um zu erleben, wie Theorie in Praxis übergeht. Nur wer sich von der theoretischen Sicherheit löst und ins praktische Handeln eintaucht, wird die tatsächliche Tiefe und Tragweite des eigenen Wissens begreifen und erfassen.
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