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News / Kein Kommentar
Sascha Stoltenow ©Christine Buhl
27.05.2024   Kommentar
Kein Kommentar
Von Paul Watzlawick haben wir gelernt, dass wir nicht nicht kommunizieren können. Können wir es gleichwohl schaffen, nicht (alles) zu kommentieren, fragt sich Sascha Stoltenow.
Paul Watzlawick, einer der Vordenker der Kommunikationswissenschaften, hat uns fünf Grundregeln der menschlichen Kommunikation hinterlassen. Die erste lautet „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Er verweist damit darauf, dass wir uns auch, wenn wir nichts sagen oder schreiben, immer verhalten, und genau dieses Verhalten eine Mitteilung an unsere Umwelt ist. Gilt das im gleichen Maße auch für das Kommentieren?
 
Angesichts der zahlreichen Gelegenheiten, die sich jeden Tag dazu bieten, scheint es fast unmöglich, etwas nicht zu kommentieren. Auch die vergangene Woche war wieder voll von Aufregerthemen. Und haben wir nicht gerade auf dem PR-Tag in Hannover von Bernhard Pörksen gelernt, dass wir angesichts der Lage der Welt auf keinen Fall in die Indifferenz abstürzen dürfen? Also rein ins diskursive Getümmel! Oder vielleicht doch nicht?
 
Mein Vorschlag, vielleicht auch Vorsatz (an den ich mich bestimmt nicht konsequent halten werde): Lasst uns versuchen, nicht alles zu kommentieren, insbesondere nicht das, was bereits viele andere kommentieren. Lasst uns stattdessen unsere Aufmerksamkeit den weniger prominenten Geschichten des Gelingens widmen und diesen ein Bühne bauen. Die ist dann vielleicht nicht ganz so groß, aber eventuell können wir dort mehr bewirken.
 
Dazu zwei Beispiele. Ich habe die Gespräche genossen, die ich unter anderem auf dem PR-Tag geführt und gehört habe. Insbesondere die Studierenden und – Achtung, Denglisch – Young Professionals haben mich beeindruckt. Sie wirkten gut vorbereitet, stellten gute Fragen, teilten kluge Ideen – und das alles auf Augenhöhe mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
 
Ebenso ermutigend sind für mich die Studierenden an der TU Ilmenau im internationalen Studiengang Media and Communication Science, die ich in diesem Semester unterrichten darf. Mit den insgesamt 18 jungen Menschen aus aller Welt arbeite ich in einer Art Lernagentur an Kommunikationskonzepten für Non-Profit-Projekte, die sie sich selbst ausgesucht haben. Ob die alle gelingen? Das wissen wir nicht, aber wir haben schon viel mit- und voneinander gelernt.
 
Sascha Stoltenow ist Partner bei Script Communications in Frankfurt am Main.
 
Wichtiger Hinweis der DPRG: Der „Kommentar der Woche“ ist eine persönliche Meinungsäußerung der Autorinnen und Autoren und stellt nicht die Meinung der DPRG dar. Bei Fragen, Anregungen und Wünschen zum Kommentar wenden Sie sich bitte direkt an den Autor unter s.stoltenow@script-com.de
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