Eins noch...
Zugegeben, ich mag Wortspiele und Wortwitz – die Vielfalt der Sprache begeistert mich. Meine Texte für diese Glosse entstehen oft aus einem Wort oder einem Satz heraus, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen, oder einem Thema, das mich packt.
Ich liebe es, Aussagen in neuem Licht oder aus einem anderen Winkel zu beleuchten, zu erkunden, welche neuen Gedankenräume auf diese Weise entstehen.
„Wofür stehst du auf?“ ist so eine Frage – ihre Beantwortung ist alles andere als trivial. Denn sich zu erheben bedeutet, sichtbar, angreifbar und verletzlich zu werden. Sitzenzubleiben und abzuwarten ist oft der bequemere Weg.
Wie oft reagieren wir reflexartig, springen auf, nur um festzustellen, dass wir auf eines der vielen Stöckchen reingefallen sind, die uns jemand hinhält. Wie selten sind wir in der Lage, dann stehen zu bleiben, wenn es wirklich darauf ankommt, wenn es darum geht, Haltung zu zeigen und uns angreifbar zu machen?
Für uns Kommunikatoren zeigt sich diese Herausforderung besonders oft in der digitalen Welt. Diese Momente der Entscheidung, nicht auf den nächsten impulsiven Tweet oder Kommentar zu reagieren, sind Beispiele dafür, wie wichtig es ist, bewusst zu wählen, wann man aufsteht und wann es besser ist, standhaft zu bleiben.
Aber angenommen, du weißt, wofür du aufstehst, weißt du denn auch, für was du stehenbleibst? Wofür bist du bereit, Gegenwind und Widerspruch auszuhalten, sie möglicherweise bewusst einzuladen?
Und damit sind wir wieder bei der ersten Frage: Wofür stehst du auf? Die Kunst liegt darin, diese Antwort für sich selbst zu finden. Denn wer jedes Mal springt, wenn alle springen, wird irgendwann müde. Und wer müde ist, kann weder aufstehen noch stehenbleiben.
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