Am letzten Freitag war es wieder einmal soweit: Ein strenger Blick meiner Frau, ein Kopfschütteln und der mir seit vielen Jahren wohl bekannte Satz: „Franky, kommst Du bitte!“ Tatort: Ein Supermarkt in Köln, das übliche Einkaufsritual für die gefräßige Großfamilie. Speziell unser leistungssportelnder Junior vertilgt Volumina, da reicht ein gut gefüllter Einkaufswagen pro Woche kaum aus.
Also ziehen meine Gattin und ich im Duo los, schleppen den benötigten Bedarf herbei. Allerdings gehöre ich nicht zu der Spezies, die generalstabsmäßig mit einer zuvor festgelegten Liste auf dem iPhone zackig die Regale abfährt und mit Robotergreifarmen gezielt einpackt. Ich bin eher einer, der sich treiben lässt, der Typ, für den „Störer“ an Regalen und Sonderplatzierungen erfunden wurden.
„Starker Impulskäufer“ würde mich die GfK nennen. Vor den Kassen steht dafür die „Quengelware“. Die kann eigentlich getrost als „Franky-Ware“ eingestuft werden, denn auf einen Kinderriegel bekomme ich beim Anstehen immer sofort Appetit und muss das Ding sofort kaufen. Wahrscheinlich bin ich noch von einer alten Werbung langzeittraumatisiert und es hämmert mir ein Ernährungswissenschaftler im weißen Kittel was von der „Extraportion Milch“ ins Hirn.
Auf den Keks geht meiner Frau auch eine andere Macke von mir: Ich räume Regale auf - To Go, während des eigenen Einkaufsvorgangs! Nicht, weil ich wie einer dieser vielen herumwieselnden Aushilfskräfte mit ihren bedruckten T-Shirts, auf denen so was wie „Regalservice Rumpelmann“ steht, dafür bezahlt werde. Nein: WEIL ICH ES MUSS! Ein innerer Zwang führt dazu, dass ich nicht an Regalen von Love-Brands vorbeigehen kann, wo etwas in Unordnung geraten ist. Die Produkte haben fein säuberlich nebeneinander zu stehen, die erste Reihe immer gut gefüllt. Verirrte Fremdware muss sofort aus der Sichtwahl verschwinden, der Eindruck des ehrwürdigen Herstellers mit seinen Markenprodukten sollte stets tadellos sein.
Besondere Leidenschaft habe ich traditionell bei Produkten aus der Gewürz-Manufaktur „Ostmann“ und von „Maggi“. „Nichts kommt von Nichts, es gibt immer einen Grund“, predigte mein Vater früher oft und gerne. Daher gibt es natürlich auch für meinen irren Spleen einen: Mein Patenonkel Willi war Vertreter für Maggi, der Vater meiner Mutter, mein Opi, sorgte als Handelsvertreter dafür, dass in den Supermärkten die Produkte von Ostmann immer ganz weit vorne standen. Als Junge habe ich ihn mal begleitet. Ich war fasziniert, wie er voller Liebe die kleinen bunten Gewürz-Döschen mit dem Schriftzug nach vorne ausrichtete, zwei Meter zurücktrat, einen kritischen Blick darauf warf und noch einmal nachjustierte.
„Die Kundinnen mögen es ordentlich, niemand kauft gerne in einem fluddeligen Regal“, bläute er mir ein. „Fluddelig“ - seine typische Bezeichnung für Unordnung. Weil mir das Wort und auch die Szene nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind, führe ich sein Werk bei jedem Einkauf fort. Aus Liebe. Dreimal dürft ihr raten, womit mein Opi JEDES Gericht, das meine Oma auf den Tisch brachte, würzte - und zwar BEVOR er überhaupt probiert hatte: Mit „Ostmann Steak & Grill Gewürz“ natürlich. Meine Oma ertrug es mit einem milden Kopfschütteln. Dafür erntete sie auf die Frage: „Schmeckt`s?“ immer ein zustimmendes Nicken. Kein Wunder, mit Ostmann gewürzt schmeckte es eben immer gleich - gut. „Franky, kommst Du bitte!“ Brudi, ich muss los. Aber Eins noch: Ich benutze das Steak & Grill Gewürz von Ostmann auch. Aber erst, NACHDEM ich probiert habe, ob ein Nachwürzen wirklich nötig ist…
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