Aus dem politischen Raum kennen wir längst die verheerenden Auswirkungen von „Fake News“ – zum Beispiel im Kontext vom Brexit oder der Corona-Pandemie. Doch auch Unternehmen sind vor Desinformationskampagnen nicht sicher.
Kommunikationsberater Uwe Wolff ist einer der Ersten, der sich intensiv mit Desinformationsangriffen auf deutsche Unternehmen auseinandergesetzt hat. Er berichtete, wie schwierig es war, konkrete Fälle für sein Buch zu finden, denn in Deutschland wird viel zu wenig über solche Attacken gesprochen. Deshalb sprach er mit Medienanwälten, Kriminologen, Unternehmens- und IT-Beratern, Darknet-Spezialisten und Medien-Prankstern. Seine Recherche zeigt: Um die Medien zu täuschen, braucht es nicht sonderlich viel. Eine gute Story, passende Bilder und eine dünne Linie an Plausibilität reichen aus, um flächendeckende Berichterstattungen auszulösen.
Soziale Medien und Künstliche Intelligenz befeuern das Potenzial für vermehrte und immer schädlichere Attacken nur noch weiter. Die Gatekeeper-Funktion der Medien sei passé, betonte Wolff. Die „klassischen Medien“ stehen im Gegensatz zu den Sozialen Netzwerken, auf denen Posts schnell geteilt sind und auch viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie aus inoffiziellen und nicht überprüften Quellen kommen.
Auch abseits der gängigen Plattformen ist die Gefahr groß: Im Darknet bieten Desinformatoren ihre Dienstleistungen bereits ab 700 Euro an – das reicht im Zweifelsfall aus, um ein Unternehmen ins Abseits zu manövrieren. Uwe Wolff beschreibt die Lage als „asymmetrischen Krieg“. KI-Produkte wie Deepfakes machen es für Angreifer nur noch leichter, vermeintliche Beweis-Videos zu erstellen und mit Bots und Fake-Accounts in den Umlauf zu bringen. Und: Es sei nicht absehbar, wie stark die Anzahl solcher Offensiven in Zukunft mithilfe von KI wachsen wird.
Was kann man also tun, um sich zu schützen? Eine gute Vorbereitung hilft, um im Fall der Fälle die richtigen Schritte einzuleiten. Mit das Effektivste ist es, die Attacke offen anzusprechen, und das schnell – Zeit für anwaltlichen Diskurs gibt es im Ernstfall oft nicht, so Wolff. Wenn Unternehmen auf den Sozialen Medien schnellstmöglich offenlegen, was geschehen ist, und die richtigen Informationen teilen, kann das den worst case abwenden.
Die Frage, wer überhaupt auf Desinformationen hereinfällt, ist leider leicht beantwortet: ziemlich wahrscheinlich wir alle. Dass die Bettwanzenplage in Paris ein mutmaßlich eine russische Propagandaoffensive war, um Misstrauen in Paris als Olympia-Stadt zu schüren, haben nur wenige im Nachhinein mitbekommen.
Uwe Wolffs Buch „Desinformationsangriffe auf Unternehmen abwehren – Das dunkle Geschäft mit Fake News & Co.“ ist im Springer Gabler Verlag erschienen.
Wir vertreten die Interessen von rund 300 Mitgliedern aus dem Südwesten – von Konzernen und großen Unternehmen über den Mittelstand und andere Institutionen bis hin zu PR-Agenturen und Freiberuflern. Mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten informieren und vernetzen wir unsere Mitglieder bei zahlreichen Online- und Präsenzveranstaltungen in Stuttgart und in der Metropolregion Rhein-Neckar (Mannheim/Heidelberg).