Eins noch...
Nasenfaktor...
Die Versuchung, bei steigendem Druck in der beruflichen Isolation Zuflucht zu suchen, ist groß. Verführerisch ist der Rückzug in bewährte Strukturen und in die Rolle des Einzelkämpfenden, welcher meint, hinter den Mauern der eigenen Festung liege Sicherheit und Kontrolle.
„Wenn’s drauf ankommt, mach ich es lieber selbst!“ Ein Satz, den wahrscheinlich viele von uns schon mal ausgesprochen haben (mich eingeschlossen). Neulich kam er von einem Kunden, und ich fühlte mich ertappt... Zeit, mir an die eigene Nase zu fassen. Wenn du willst, mach doch gern mit und fass an deine Nase. Wir sind ja hier unter uns.
Mal ehrlich: Während wir aus unserer Festung des Bewährten von oben herab, mit mehr oder weniger hoch erhobener Nase auf das Geschehen blicken und die Fehler bei unserem Gegenüber suchen, verwechseln wir allzu oft Annäherungen mit Angriffen. Vertrauen? Vernachlässigt. Voreingenommenheit? Volltreffer!
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unsere Nase mehr in die Kompetenzen anderer stecken sollten, anstatt sie hoch erhoben durch die Gegend zu tragen. Öfter mal dran fassen und sicherstellen, dass sie nicht zu hoch steht, hilft dabei, die Kompetenzen anderer im Blick zu behalten und mit den eigenen zu verbinden. Hochnäsigkeit hat schon einige zu Fall gebracht, weil sie über die eigene Voreingenommenheit gestolpert sind.
Ein praktischer Tipp, den ich kürzlich bekommen habe: Wenn du nervös bist, konzentriere dich auf die Nase deines Gegenübers. Dies hilft dir, dich auf das Gespräch zu fokussieren, ohne vom direkten Augenkontakt überwältigt zu werden. Ein Ansatz, der uns erdet und gleichzeitig den Blick für das Wesentliche schärft. Nasenfaktor mal anders!
Bevor wir also uns und unsere eigenen Fähigkeiten überbewerten, erinnern wir uns lieber daran: Gemeinsam haben wir meist den besseren Riecher und finden schneller Wege raus aus dem Druck. Wahre Stärke entsteht, wenn wir die Nasen, aka Talente, anderer genauso schätzen wie unsere eigenen.
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