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News / „Wir müssen verdeutlichen, dass wir eine funktionierende Demokratie und unabhängigen Journalismus brauchen“
Prof. Dr. Elke Kronewald ©CJ Brunn
15.04.2024   News
„Wir müssen verdeutlichen, dass wir eine funktionierende Demokratie und unabhängigen Journalismus brauchen“
DPRG-Präsident Nils Haupt und Charleen Bermann im Gespräch mit Prof. Dr. Elke Kronewald. Kronewald ist Vorsitzende des Deutschen Rates für Public Relations (DRPR) und Professorin an der FH Kiel mit Schwerpunkt auf Kommunikationsmanagement und PR-Evaluation.
Elke, magst du uns von deinem beruflichen Background erzählen?
 
Ich bin seit acht Jahren Professorin an der Fachhochschule Kiel mit der Denomination Kommunikationsmanagement und PR-Evaluation und lehre dort in den Studiengängen Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation sowie Angewandte Kommunikationswissenschaft. Zuvor war ich fünf Jahre Professorin an der Hochschule Macromedia in Stuttgart.
 
Bereits während meines Studiums und meiner Promotion an der LMU München lag mein Schwerpunkt auf empirischer Kommunikationsforschung. Seitdem berate ich Kommunikationsabteilungen auf Basis von Analysen und Daten. Ich habe mehrere Jahre als Projektleiterin bei PRIME Research, die auf Medienresonanzanalysen, Issues- und Reputationsmanagement spezialisiert waren, sowie in einem Institut für Medien- und Marktforschung gearbeitet.
 
Du bist Vorsitzende im Deutschen Rat für Public Relations (DRPR). Was sind dort deine Aufgaben?
 
Ich wurde 2020 von der DPRG als Ratsmitglied gewählt, und seit September 2023 bin ich Vorsitzende des Rates. Die Arbeit des DRPR ist wichtig, um die PR-Praxis für die ethischen Aspekte von Kommunikation zu sensibilisieren und diesbezüglich Orientierung zu bieten. Ich finde es spannend und bereichernd, gemeinsam mit den Ratsmitgliedern Richtlinien so zu entwickeln, dass sie im Alltag praktisch anwendbar sind und auch als Maßstab zur Ahndung von Fehlverhalten dienen können.

Welche Themen beschäftigen euch im DRPR aktuell?
 
An dem Thema Ethik gibt es aufgrund der Entwicklungen von KI ein hohes Interesse. Es gibt viele Fragen zum richtigen Umgang mit KI. Das gestiegene Interesse merkt man auch daran, dass wir als Rat vermehrt für Veranstaltungen, Gesprächsrunden und Schulungen angefragt werden, um unsere KI-Richtlinie zu präsentieren und in der gemeinsamen Diskussion zu erläutern.
 
Welche Themen oder Fälle waren im DRPR in der jüngeren Vergangenheit wichtig?
 
Sicherlich das Thema Wissenschafts-PR. Bereits vor der Corona-Pandemie zeichnete sich ab, dass die Kommunikation in diesem Bereich nicht immer ethischen Ansprüchen genügt. Gleichzeitig fehlte uns das Instrumentarium, um beispielsweise den unbedachten Umgang mit Preprints zu rügen. Daher hat der DRPR Hearings mit Akteuren aus der Wissenschaftskommunikation veranstaltet, um eine Richtlinie zur Wissenschafts-PR zu entwickeln, die in diesem relevanten Arbeitsfeld Orientierung gibt.
Was sind denn für dich aktuelle Themen der Kommunikationsbranche, die dich interessieren?
 
Mit großem Interesse verfolge ich das Thema KI und inwiefern sich das auf unterschiedliche Bereiche wie Analytics, Konzeption oder Umsetzung auswirkt. KI kann beispielsweise etliche Alltagsroutinen erleichtern, sodass mehr Zeit für die strategischeren, anspruchsvolleren und komplexeren Aspekte der Kommunikationsarbeit bleibt.
 
Im studentischen Kontext sehe ich gleichzeitig die Herausforderung, die Studierenden mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten. Reflexion und kritisches Denken muss daher einen noch größeren Teil in der Lehre einnehmen, als es bisher der Fall ist.
 
Gibt es auch Themen, die dich beunruhigen?
 
Gesamtgesellschaftlich betrachtet beunruhigen mich Deep Fakes und Fake News, da diese großen Schaden anrichten können. Nicht alle Menschen sind so informiert über diese Themen wie wir Kommunikatoren. An vielen Stellen fehlt es weiterhin an Wissen darüber, welche Möglichkeiten durch KI entstehen und welche Quellen vertrauenswürdig sind. Für beides muss stärker sensibilisiert werden.
 
Siehst du die DPRG in der Verantwortung, bei solchen Themen aktiv mitzuwirken?
 
Ja, auf jeden Fall – der Verband ist dafür da, solche Themen in die Gesellschaft zu tragen. Wir müssen eine klare Haltung gegenüber Deep Fakes und Fake News entwickeln und verdeutlichen, dass wir eine funktionierende Demokratie mit einem starken, unabhängigen und faktenbasierten Journalismus brauchen. Es ist schade, dass es zwischen PR und Journalismus und insbesondere ihren Verbänden immer noch Berührungsängste gibt. Dabei wäre gerade die Zusammenarbeit mit Journalistenverbänden wichtig, um gemeinsam zu gesellschaftlichen Themen Stellung zu beziehen.

Du siehst die KI als relevantes Zukunftsthema. Welche Themen hältst du in der Zukunft noch für wichtig?
 
Durch KI wird Strategie noch mehr an Relevanz gewinnen, um Kräfte zu bündeln und Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Gerade in Hochschulen lehren wir, wie wichtig es ist, Kommunikationsarbeit auf Basis von Analysen und Zielen zu gestalten. Durch das Feedback der Studierenden merken wir immer wieder, dass diese Praxis bei kleineren Organisationen oft noch gar nicht angekommen ist, sodass Studierende im Rahmen von Praktika oder Werkstudierendenjobs diese Denk- und Arbeitsweise vermitteln können.
 
Wie bewertest du die Arbeit der DPRG?
 
Die DPRG steht auch Wissenschaftlern und Lehrenden von Hochschulen offen, was ich als Benefit erachte, da sich dadurch unterschiedliche Akteure mit verschiedenen Blickwinkeln austauschen können. Ich finde die Arbeit der DPRG daher sehr wichtig. Das Angebot bietet einen großen Mehrwert, insbesondere durch die gute Mischung von Präsenz- und Online-Veranstaltungen.
 
Wie siehst du die aktuelle Studierendengeneration im Vergleich zur vorherigen oder zu deiner Generation?
 
Ich merke, dass politische Themen in der Hochschule derzeit wieder deutlich präsenter sind und vermehrt diskutiert werden. Heutzutage sind Studierende schneller informiert und haben potenziell einfacheren Zugang zu Wissen. Im Gegenzug haben sie jedoch mehr Ablenkungen durch soziale Medien und das Überangebot an Informationen und Apps. Ich denke, dass dieses Verhalten jedoch keine Generationsfrage ist, sondern stark mit der ständigen Verfügbarkeit der Medien zu tun hat. Es ist ja nicht so, als ob meine Generation gegen diese Ablenkungen immun ist.
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