Die Wahrheit ist zumutbar
Mit vielen persönlichen Eindrücken schilderte Michael Stempfle im Lunch Talk mit Sascha Stoltenow seinen Wechsel vom ARD-Hauptstadtstudio ins Berliner Ministerium.
Es ist nicht Ungewöhnliches am Wechsel eines Journalisten auf „die andere Seite des Schreibtisches“ als Kommunikator. Es sei denn, der Schreibtisch steht im Bundesverteidigungsministerium und das ist gerade Teil einer Zeitenwende mit Kriegen in mehreren Teilen der Welt.
Dass es etwas grundlegend anderes ist, vom Redaktionsschreibtisch aus über Verteidigungspolitik zu schreiben, als diese intern und extern zu kommunizieren, konnte der ehemalige Korrespondent des Südwestrundfunks schnell erfahren. Um dann zu erkennen, dass das journalistische Handwerk auch für einen Sprecher gilt: Keine Information ohne Verifikation herauszugeben und im Zweifel nach dem Motto handeln: „Die Wahrheit ist zumutbar.“ Als ausgesprochen vertrauensvoll und wertschätzend schilderte er das Verhältnis zu Verteidigungsminister Boris Pistorius.
Als eine große Stütze seiner Arbeit bezeichnete es der Sprecher, dass er immer wieder auf das Praxiswissen und die Erfahrungen von Soldatinnen und Soldaten mit Einsatzerfahrungen zugreifen kann – Wissen, das einem keine Journalistenausbildung vermitteln kann. Schließlich geht es in einem Verteidigungsministerium nicht um Marktanteile und Produkte, sondern oft auch um Menschenleben. Im Gespräch mit Sascha Stoltenow ließ Stempfle auch die Momente durchblicken, die tiefe Spuren in ihm bis heute hinterlassen haben, wie etwa die riskante Evakuierungsmission der Bundeswehr im Sudan.
Auch intern sind die Aufgaben gewaltig. Die Bundeswehr steht im Fokus der Öffentlichkeit, wie lange nicht mehr. Es fehlen Material und Soldaten – vor allem Soldatinnen, denn sowohl in Uniform wie in der Verwaltung sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert, wie Michael Stempfle anmerkte. An diese Aufgaben als Kommunikator mitzuarbeiten, das macht dem früheren Journalisten erkennbar Freude, wie die fast 80 Online-Teilnehmerinnen und Teilnehmer registrieren konnten. Den Fragen aus dem Veranstaltungschat stellte sich Michael Stempfle jedenfalls mit großer Empathie und Offenheit.