Offen gestanden: ich mag Home Office nicht. Mochte es nie. Die ersten Tage, als COVID uns nachhause zwang, waren noch halbwegs erträglich. Weil es eben anders nicht ging. Doch nach einiger Zeit fand ich es nur schlimm.
Zuhause bin ich abgelenkt, unkonzentriert, fahrig, im Büro hingegen fokussiert, zielstrebig, effektiv. Nach zwei Wochen zuhause ging ich wieder ins Büro. Erleichtert! Endlich wieder die vertraute Arbeitsumgebung, endlich wieder Routine. Und das mutterseelenallein auf einer Etage, wo sich normalerweise rund 120 Kolleginnen und Kollegen aufhalten.
Mit den Jahren hat sich meine Einstellung zum Arbeiten von zuhause verändert. So wenig es meiner persönlichen Lebensform entspricht, so sehr nutzt es allen, die stundenlang pendeln, die Angehörige betreuen oder Kinder hüten müssen. Dass einige Unternehmen, insbesondere in den USA, ihre Mitarbeiter*innen jetzt wieder Vollzeit in die Büros zurückholen wollen, empfinde ich als schwer erträglichen Rückschritt, das Argument, dass die Produktivität massiv gesunken sei, als Ausrede.
Insbesondere in Kommunikationsberufen ist das Arbeiten von zuhause ein Segen. Es kann die Kreativität fördern, die Produktivität steigern und die Zufriedenheit erhöhen. Home Office kann auch Nachteile haben, kann dem Teamspirit und der Unternehmenskultur abträglich sein. Deswegen ist es wichtig, dass es regelmäßige Teamformate gibt, dass sich alle regelmäßig sehen und persönlich austauschen. In meinem Team gibt es tägliche Check In Formate, wöchentliche Planungs- und Austauschformate sowie monatliche gemeinsame Lunches.
Ich persönlich hoffe, dass es vom Home Office in Deutschland kein Zurück mehr gibt. Es hat sich in vielen Unternehmen und Organisationen bewährt, es spart Kosten für Arbeitgeber und wertvolle Zeit der Arbeitnehmer. Dass ich trotzdem weiterhin viel lieber im Büro arbeite? Ok Boomer!
Nils Haupt
DPRG-Präsident
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