YoungPro Cedrik Hennigs im Interview. Er studiert im Masterstudiengang „International Public Relations“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Cedrik, du bist seit Kurzem einer unserer YoungPros. Was hat dich bisher in deinem Master Studium International Public Relations an der Ludwig-Maximilians-Universität in München am meisten fasziniert?
Zusammengefasst würde ich sagen, die Kombination aus einer praxisorientierten Breite mit gleichzeitiger wissenschaftlicher Tiefe. Damit meine ich, dass ich Seminare zu vielfältigen Themen wie Krisenkommunikation, CEO-Kommunikation oder Wissenschaftskommunikation hatte und gleichzeitig inhaltlich und methodisch sehr tief in die Beziehung zwischen Medien und PR eingetaucht bin. Dazu zählt auch die Umsetzung kreativer Elevator-Pitches oder strategischer Kommunikationskonzepte, die eher in der Berufspraxis zu finden sind, sowie qualitative Inhaltsanalysen und quantitative Erhebungen von Datensätzen in der Wissenschaft.
Mich begeistert es immer, wenn ich viel Neues lernen darf, und es im internationalen Zusammenhang betrachtet wird. Zum Beispiel war mir klar, dass Kommunikation im Kontext einer jeweiligen Kultur gedacht werden sollte und von Land zu Land unterschiedlich sein kann. Doch dass es dazu empirische Erkenntnisse wie die Dimensionen von Hofstede oder das World Values Survey gibt, war neu für mich. Sind diese Kategorisierungen noch zeitgerecht in einer global vernetzten Welt? Wie denken und forschen renommierte Wissenschaftler zu diesen Themen?
Du engagierst dich als Praktikant bei der BMW Group – wie erlebst du dort die Kommunikation in der Praxis, im Gegensatz zur Wissenschaft an der Uni?
Ich habe den Eindruck, dass beispielsweise Public Relations in der Wissenschaft deutlicher abgegrenzt wird von anderen Kommunikationsdisziplinen als in der Praxis. Die Grenzen von Aufgabenbereichen und Verantwortungen sind in der Praxis häufig fließender. Ob das gut oder schlecht ist, ist nicht so pauschal zu beantworten. Trotzdem erlebe ich sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft eine extrem hohe Qualität in der Kommunikation.
Ich finde, die Unterschiede in der Wissenschaft an der Uni und in der Praxis sind heruntergebrochen auf das Grundlegende gar nicht so groß. Es geht in beiden Fällen darum, Lösungen für Herausforderungen zu finden und Innovationen in der Kommunikation zu erzielen.
Im letzten DPRG Newsletter schrieb Prof. Dr. Michael Bürker, dass er Studierende heute sehr verunsichert erlebe durch den negativen Bias der täglichen Nachrichtenflut. Kannst du das als Vertreter der GenZ bestätigen?
Ich kann absolut verstehen, dass die tägliche Nachrichtenflut einen negativen Bias bei vielen Studierenden bewirkt. In meinem Umfeld höre ich immer wieder Bedenken, was die Zukunft angeht. Allerdings kommt es mir auch so vor, dass die GenZ ihre Möglichkeiten zu schätzen weiß, was sie zuversichtlich stimmt. Ob der negative Bias der täglichen Nachrichtenflut verstärkt zur Verunsicherung beiträgt, kann ich an dieser Stelle nicht allgemeingültig beurteilen.
Bürker beschrieb auch, dass die Lesefähigkeit massiv sinke. Studierende seien gut darin, Schlagzeilen und Content Snacks aufzunehmen, aber täten sich schwer, lange Texte zu lesen und zusammenzufassen. Wie siehst du das?
Ich kann das allgemeingültig weder bestätigen noch verneinen. Es ist bekannt, dass die Aufmerksamkeitsspanne abgenommen hat und dass die Aufmerksamkeitsökonomie, vor allem auf Social Media, einen Beitrag dazu geleistet hat, ist ebenfalls naheliegend.
Durch den ganzen Content, der uns zur Verfügung steht, kann man sich nicht mehr in alle Themen tief einlesen und sich mit ihnen ausführlich beschäftigen. Es kann aber durchaus eine zielführende Fähigkeit der GenZ sein, die relevanten Inhalte schnell identifizieren zu können.
Wenn ein Inhalt oder ein Thema als interessant angesehen wird, ist es dennoch wichtig, sich „die Mühe zu machen“ und die Konzentration aufzubringen, nähere Aspekte zu erfahren und einen langen Text zu verstehen.
Was muss die DPRG aus deiner Sicht tun, um die GenZ noch besser anzusprechen?
Die GenZ selektiert sehr zügig durch die Schnelllebigkeit von Inhalten auf TikTok und co., welche Themen für sie interessant und wertvoll sind. Daher muss die DPRG sich bewusst sein, was ihr Mehrwert für die GenZ ist. Ich habe den Eindruck, dass die DPRG ihren Wert für Vertreter der GenZ bereits verstanden hat.
Viele der GenZ stehen jetzt am Anfang Ihrer Ausbildung und Karriere und können eine Orientierungshilfe gut gebrauchen. Das ist das Potenzial, was ich bei der DPRG sehe. Die DPRG braucht nicht unbedingt einen TikTok-Kanal, um die GenZ anzusprechen. Vielmehr finde ich den Austausch auf Augenhöhe und der Wunsch, voneinander zu lernen, zielführend. Viele Kolleginnen und Kollegen haben eine unglaublich beeindruckende Expertise in der PR-Arbeit und Kommunikationsbranche. Von deren Erfahrungen zu hören und zu lernen ist für viele junge Menschen ein echter Mehrwert.