Diesen Satz sagte mein Vater, als er mir irgendwann die Ausschreibung von der anstehenden 23. Lehrredaktion an der ehrwürdigen Münchner Journalistenschule auf den Schreibtisch legte. Ich hatte keinen Dunst, was ich nach dem Abi beruflich machen sollte, irgendwas zwischen Winnetou, Fußballreporter und Dieter-Thomas Heck schwebte mir in meinem jugendlichen Kleinhirn realitätsfern vor.
Mein Vater schüttelte hinter seiner geliebten Wochenzeitung „DIE ZEIT“ weise den Kopf, sagte aber nichts und kam stattdessen mit Vorschlägen. Den mit der Journalistenschule fand ich nicht so übel, also bewarb ich mich. Ich schrieb eine emotionale Reportage über meinen Besuch im Altersheim. Die kam bei der Jury gut an, ich wurde in die bayerische Metropole eingeladen. Dort, am Altheimer Eck, wo die Schule damals noch residierte, überstand ich das knallharte Auswahlprocedere. Beim umfangreichen Test über Zeitgeschichte und Allgemeinbildung wußte ich alles und wurde genommen.
Auch das hatte ich meinem Vater zu verdanken. Denn jeden Abend am Abendbrottisch grillte er uns Kinder: „Wie heißt die Hauptstadt von Bolivien“, „Wer ist Ministerpräsident in Niedersachsen“, „Wie hießen die beiden Journalisten, die die Watergate-Affäre aufdeckten?“, „Wie lautete die Aufstellung der Deutschen Mannschaft im WM-Finale 1954“ und so weiter. Wenn wir was nicht wußten, kam die Frage ein paar Wochen später erneut aufs Tablett. Irgendwann hatten wir alles im Kopf. Es hat mir nicht geschadet. Ebensowenig, wie die hervorragende Ausbildung an der DJS. Lauter renommierte Journalistinnen und Journalisten waren unsere Lehrerinnen und Lehrer, von den Besten zu lernen ist immer gewinnbringend.
In diesem Jahr feiert die Deutsche Journalistenschule ihr 75jähriges Bestehen. Anfang Juni, im wunderbaren Prinzregententheater. Ehrensache, daß ich dabei bin, es wird ein grandioses Stelldichein der Edelfedern. Ich freue mich jetzt schon, frühere Mitschülerinnen und Mitschüler wiederzutreffen, mich mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, die ebenfalls ihre Ausbildung an der Kaderschmiede genossen haben. Als mich die frühere Top-Journalistin und spätere Schulleiterin der DJS, Mercedes Riederer, im letzten Jahr anrief und fragte, ob mir neben einem neuen Slogan zum Jubiläum auch eine nette Aktion für den Förderverein der DJS einfallen würde, fackelte ich nicht lange: Als alter Verkäufer schlug ich eine Spende von 75 Euro für 75 Jahre vor, die alle Absolventinnen und Absolventen entrichten könnten. Aus Dankbarkeit und für eine besonders schöne Ausgestaltung des Festes.
Wir alle haben der Schule schließlich viel zu verdanken und verdienen - auch bedingt durch die hervorragende Ausbildung - gutes Geld. Da kann man auch mal was zurückgeben, finde ich. Engagement sowieso, aber auch ein paar Euro. Die Aktion wurde postwendend umgesetzt und inzwischen ist schon eine beeindruckende Summe zusammengekommen. Am Festabend in München werde ich meinem Vater im Himmel zuprosten. Er hatte wie so oft Recht, denn von meiner guten Ausbildung profitiere ich immer noch. Jeden Tag. Danke Papa, Danke DJS!
Autor: Frank Behrendt, E-mail:
frankzdeluxe@gmail.com