Wir schreiben das Jahr 2024. Und etwas hat sich in der visuellen wie auch der sprachlichen Kommunikation in den letzten 15 Jahren hierzulande signifikant verändert. Vielleicht nennt man es am besten die “Ikeaisierung“ Deutschlands.
Alles ist legerer geworden. Wo vor 15 Jahren im Wirtschaftsleben noch Krawattenzwang für Männer bzw. Kostüme für Frauen und ganz generell das Siezen herrschten, hat längst legerere Kleidung und das Duzen Einzug gehalten. Gewiss, zu hochoffiziellen Terminen mit Außenstehenden siezt man sich weiterhin und trägt formelle Kleidung. Ansonsten aber ist es damit vorbei.
Früher empfanden viele das ständige „Du“ bei „IKEA“ vielleicht als befremdlich. Aber heute ist es normal geworden. Ob Großkanzleien, Unternehmensberatungen oder Top-Unternehmen: Überall geht es visuell wie hörbar entspannter zu. Was keinen Einschnitt in Eleganz bedeutet: Auch jenseits der Krawatte und der Perlenkette können Mann und Frau sowie alle dazwischen elegant gekleidet sein. Und sind es auch.
Anno 2024 muss man sich nicht mehr irgendwie angepasst anziehen, um damit Kompetenz auszustrahlen. Individualität ist möglich. Man kann man selbst sein, kreativ, auch in der Kleidung. Das mag banal klingen, hat tatsächlich aber einen wirklich tieferen Hintergrund. Der Mensch, wie er ist, mag Freiheit und Egalität. Gewiss, es gibt Berufe mit Kleidungsvorschriften, und zwar zu Recht, wie etwa bei der Bundeswehr. Aber außerhalb davon gilt: Das allergrößte Potenzial von Menschen entfaltet sich in der Freiheit, nicht in der Hierarchie. Die Freiheit, sich auszuleben, motiviert. Auch im Arbeitsleben möchten Menschen individuell sein. Und keine Bücklinge. Genau das ist in Deutschland dank der „Ikeaisierung“ inzwischen wie schon vor Jahrzehnten in Norwegen und Schweden Realität geworden. Wie schön.
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