Eins noch...
Kopf ab? Kopflos? Kopf hoch! Vom Umgang mit der harten Realität.
Restrukturierung, Budgetkürzungen & Co. haben in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten Hochkonjunktur: In der Unternehmenswelt wird gerade ordentlich umgebaut und vielerorts auch abgebaut. „Hier bleibt kein Stein auf dem anderen“, bekomme ich vermehrt zu hören. Ein kommunikativer Hochseilakt für jene, die diese Maßnahmen vermitteln müssen. Ein Unterfangen, bei dem nicht wenige befürchten, den Boden unter den Füßen zu verlieren – oder schlimmer noch, den Kopf.
Machen wir uns nichts vor: Wenn bei Restrukturierungen (egal, wie in welchem Gewand sie daherkommen) Köpfe wackeln oder gar rollen, finden wir Kommunikationsverantwortliche uns oft in der Rolle des metaphorischen Henkers wieder. Klingt unschön? Ist es auch! Aber Teil unserer Aufgabe ist nun mal: Die harten Entscheidungen anderer in Worte fassen, welche die Einschnitte erträglicher machen.
Wie kommuniziert man, wenn Strukturen sich massiv verändern oder gar Jobs auf der Kippe stehen? Wie vermittelt man harte Entscheidungen, ohne die Betroffenen zu sehr zu verletzen? Es ist ein Spagat zwischen Transparenz und Empathie, zwischen harten Tatsachen und weichem Empfinden.
Wenn wir uns fragen, ob die Realität zumutbar ist, hilft es, sich darauf zu besinnen, dass Menschen Ungewissheit oft mehr fürchten als die harte Realität. Unsere Aufgabe ist es, diese Ungewissheit in handhabbare, weniger bedrohliche Szenarien zu verwandeln – ohne dabei kopflos falsche Sicherheit oder verwässerte Fakten zu vermitteln.
Die Zukunft mag in den genannten Szenarien für viele ungewiss sein, aber sie ist immer ein Raum voller Möglichkeiten. Es liegt an uns Kommunikatoren, Worte zu finden, die auch Perspektiven schaffen und Hoffnung vermitteln. Sie sind der Schlüssel, um Betroffene zielgenau aus den Fesseln der Ungewissheit zu befreien und gleichwohl in die Handlungsfähigkeit zu bringen. Eine große Verantwortung. Eine Verantwortung, die mich persönlich antreibt – ich bin lieber Möglichmacherin als Henkerin.
In diesem Sinne: Kopf hoch, auch wenn’s mal schwerfällt!
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