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News / Warum die DPRG 2024 zum Jahr der Demokratie macht
Nils Haupt ©Hapag-Lloyd
18.12.2023   Kommentar
Warum die DPRG 2024 zum Jahr der Demokratie macht
Freiheit und Demokratie sind nicht selbstverständlich. Sie werden angreifbar durch Passivität. Sie leben und wachsen hingegen durch persönliches Engagement. Gute, aktive und wahrhaftige Kommunikation ist dabei der Schlüssel.
Am 23. Mai 2024 wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern, schließlich legte es nach einem blutigen Weltkrieg die Grundlage für ein freies und demokratisches Deutschland. Das Grundgesetz zu feiern heißt: unsere Demokratie und unser freiheitliches Leben in einem vereinten Europa und einem wiedervereinigten Deutschland zu feiern.
 
Gleichwohl gibt es Grund zur Sorge. Es steht nicht gut um die Zukunft unserer Demokratie. Die Lage der Pressefreiheit in Deutschland hat sich 2022 in der Gesamtbewertung von Reporter ohne Grenzen verschlechtert. In der aktuellen Rangliste belegt Deutschland Rang 21, nach Rang 16 im Vorjahr. Damit liegt Deutschland hinter der Tschechischen Republik, Lettland, Ost-Timor, der Slowakei und Samoa.
 
Im ersten Monat nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 07. Oktober wurden in Deutschland bundesweit 994 antisemitische Vorfälle dokumentiert, rund 30 Fälle pro Tag, 320 Prozent mehr als der tägliche Durchschnitt 2022. Jüdinnen und Juden in Deutschland haben 78 Jahre nach dem Holocaust wieder Angst, in Deutschland zu leben. Die AfD hetzt mit KI-Bildern gegen Geflüchtete. Mit KI hergestellte Bilder dienten der "Illustration politischer Meinung", sagte Fraktionsvize Norbert Kleinwächter der FAZ. Es sei gewollt, dass "Stereotype bedient werden".
 
Fake News untergraben das Vertrauen der Deutschen in Parteien, Politikerinnen und Politiker und in die traditionellen Medien. Digitale Medien können demokratiefeindliche Entwicklungen befeuern. Nach Darstellung der Zeitschrift „Nature Human Behavior“ gefährden digitale Medien vor allem etablierte Demokratien, indem sie Populismus und gesellschaftliche Spaltung vorantreiben. Demnach belegen Fachartikel, dass Social Media, Messenger und andere Online-Dienste auch das Vertrauen in die Politik sowie in klassische Medien wie Zeitungen und Fernsehsender beschädigen können.
 
Die Industrie von Trollfabriken, die darauf spezialisiert sind, Falschinformationen und Hassrede zu verbreiten, wächst. Trollfabriken arbeiten oft im Auftrag von politischen Gruppen oder Regierungen, um die öffentliche Meinung zu manipulieren und ihre eigene Agenda zu fördern. Sie verwenden automatisierte Bots und menschliche „Trolle“, um in sozialen Medien, Foren und anderen Online-Plattformen Falschinformationen und Hassbotschaften zu verbreiten. Ziel dieser Trollfabriken ist es, Verwirrung zu stiften und die öffentliche Meinung zu spalten.
 
Indem sie gezielte Falschinformationen verbreiten, wollen sie Vertrauen in die Wahrheit und in etablierte Institutionen untergraben, wollen Feindseligkeit und Hass zwischen Gruppen schüren, um soziale Spannungen zu verstärken und ihre eigene Agenda zu fördern. Am bekanntesten wurde die Trollfabrik in Sankt Petersburg, wo im Auftrag der russischen Regierung hunderte Mitarbeiter*innen gezielte Desinformationen verbreiten.
 
Und dazu kommt: die internationale Medienlandschaft ist im Umbruch, traditionelle Zeitungen und Zeitschriften sterben, kostenlose Online Medien und Social Media profitieren. Viele junge Menschen beziehen ihre Informationen heute vorwiegend über TikTok.
 
Was das uns als PR Professionals angeht? Sehr viel, denn als Mitglieder der DPRG stehen wir für ethische Codizes wie Integrität, Fairness, Loyalität, Transparenz und Wahrhaftigkeit in der Kommunikation. Deswegen blickt die DPRG mit Sorge auf zunehmende Aggression und Hassrede in der öffentlichen Kommunikation, aber auch auf Fake News und die zunehmende Nutzung von KI Tools zur Erstellung bewusster Falschinformationen.
 
Unser Ziel für 2024 ist es, unsere Mitglieder und die Öffentlichkeit über die Gefahren von falscher und manipulierter Kommunikation zu informieren und für das Erkennen von professionellen Falschinformationen zu sensibilisieren. Für eine entsprechende Kommunikationskampagne haben wir uns mit anderen Kommunikationsverbänden in Deutschland verbündet, so zum Beispiel mit der GPRA, dem BdKom und der GWA.
 
Freiheit und Demokratie sind nicht selbstverständlich. Sie werden angreifbar durch Passivität. Sie leben und wachsen hingegen durch persönliches Engagement. Gute, aktive und wahrhaftige Kommunikation ist dabei der Schlüssel. Deswegen braucht es uns, braucht es Euch alle, damit wir auch noch den 100. Geburtstag des Grundgesetzes im Jahr 2049 feiern können.
 
Nils Haupt
DPRG-Präsident
E-Mail: Nils.Haupt@dprg.de
 
Wichtiger Hinweis der DPRG: Der „Kommentar der Woche“ ist eine persönliche Meinungsäußerung der Autorinnen und Autoren, und stellt nicht die Meinung der DPRG dar. Bei Fragen, Anregungen und Wünschen zum Kommentar wenden Sie sich bitte direkt an den Autor.
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