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Manfred Piwinger
10.12.2023   PR-Legende des Monats
PR Legenden – heute: Manfred Piwinger
Warum „Piwi“ immer noch forscht und schreibt
Der erste Terminvorschlag für ein Gespräch wird abschlägig beschieden. „Da kann ich nicht, da spiele ich Tennis.“ Mit fast 87 Jahren steht der Publizist, Kommunikationsmanager und Kommunikationswissenschaftler immer noch regelmäßig in Wuppertal auf dem Tennisplatz. Seine anderen Hobbies sind branchenspezifisch: „Aktuell beschäftige ich mich mit der Frage, wie man Information und Kommunikation voneinander trennen kann und was das für die Berufsausübung bedeutet. Es gibt da unterschiedliche ökonomische Seiten, die man analysieren muss. Welchen Wert hat Information? Welchen Wert hat Kommunikation? Und wo schlägt er sich finanziell nieder?“ Piwinger seufzt. Es wird deutlich: Der Wissenschaftler in ihm bleibt voller Neugierde und Forschungsdrang.
 
1959 begann Piwinger nach Abschluss seines Studiums seine journalistische Karriere als Volontär beim Hohenloher Tagblatt in Crailsheim, es folgten Stationen in Lokalredaktionen in Baden-Württemberg. Als er 1965 seine PR-Karriere begann und in die Unternehmenskommunikation beim Maschinenbaukonzern Demag in Duisburg wechselte, begrüßte ihn sein Vorgesetzter Friedrich von Friedeburg mit einer Überraschung: „Er hatte einen Sandkasten in seinem Büro, darin ein Schlachtfeld mit verschiedenen Spielfiguren. Mit ein paar einfach Zügen demonstrierte er mir, wie man mit guten kommunikativen Spielzügen dem Gegner beikommen kann.“
 
So skurril solche Momente für ihn auch waren: das Aufblühen der „Public Relations“ in den 60er Jahren war für ihn geradezu ein Erweckungserlebenis. „Die historischen Wurzeln der Kommunikationsstrategien in dieser Zeit stammen möglicherweise aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs – aber die Amerikaner haben dann den Begriff Public Relations in die deutsche Geschäftswelt eingeführt. Diese neue Welt und diese neue Wissenschaft hatte es mir sehr angetan, und ich habe mich mit Begeisterung – anfänglich recht naiv – hineingestürzt.“
 
Nach einigen Jahren als Hauptabteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit und zeitweise auch Marketingchef beim Büromöbelhersteller Voko Franz Vogt, wechselte Piwinger 1978 zu Vorwerk & Co. nach Wuppertal als Ressortleiter Öffentlichkeitsarbeit, eine Position, die er knapp 20 Jahre innehatte. Hier verantwortete er unter anderem die Gestaltung der Unternehmenskultur, das 100-Jahre-Jubiläum 1983 und die Einführung innovativer weltweit beachteter Geschäftsberichte als PR-Instrument. Vorwerk machte Piwinger zur Legende. Oder war es umgekehrt?
 
Zeit seines Lebens hat Piwinger publiziert. Sein Lebenswerk summiert sich auf mehr als 15 Buchveröffentlichungen und rund 200 Einzelbeiträge. 1992 entstand sein erstes Buch „Gestaltung der Unternehmenskultur“, 2000 das erste deutschsprachige Fachbuch zu „Investor Relations“ (mit Kirchhoff). Als Mit-Herausgeber fungierte er beim „Handbuch Unternehmenskommunikation“, das betriebswirtschaftliches Know-how mit kommunikationswissenschaftlichen Konzepten und Erfahrungen aus der Unternehmenspraxis verbindet. Sein Motto dabei war immer: „Wer das Richtige nicht weiß, der kann das Richtige nicht tun.“
 
1972 trat er in die DPRG ein und gehört damit zu jenen Mitgliedern, die dem Verband am längsten angehören. Die Entwicklung der DPRG sieht er heute mit Genugtuung und Freude. Allerdings äußert er Bedenken hinsichtlich der Zersplitterung der Branche: „Es gibt zu viele Kommunikationsverbände in Deutschland. Es wäre wichtig, dass die Verbände enger zusammenarbeiten, um die großen Kommunikationsthemen besser in der Öffentlichkeit positionieren und eine einheitliche Repräsentanz nach außen gewährleisten zu können.“
 
Und – obwohl ihn der Begriff und die „neue Lehre“ der „PR“ in den 60ern und 70ern begeisterte, wirft er die Frage auf, ob der Begriff "PR" nicht mittlerweile diskriminierend und eine Neudefinition des Berufsfelds notwendig sein könnte. Und noch etwas scheint ihm wichtig: „In unruhigen Zeiten wie diesen fände ich es wichtig, dass sich unsere Branche stärker mit den Feldern „Agitation“ und „Propaganda“ auseinandersetzt.“
 
Und was meint Piwinger, warum junge Menschen heute in Kommunikationsberufe gehen sollten? „Es gibt kein anderes Fachgebiet, das so breit interdisziplinär aufgestellt ist, und in der die Chance, sich darin zu positionieren, so groß ist.“
 
Am 21. Dezember feiert „Piwi“, wie er von Freunden liebevoll genannt wird, seinen 87. Geburtstag. Wir gratulieren von Herzen.
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