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News / „In dieser Situation ist es nötig, sich klar zu positionieren“
Dr. Nils Lange, Pressesprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland
10.12.2023   DPRG Lunch Talk
„In dieser Situation ist es nötig, sich klar zu positionieren“
Dr. Nils Lange, Pressesprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland, sprach als Gast im DPRG Lunch-Talk am 7. Dezember mit DPRG-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Möller und Gästen über das Empfinden und die Verunsicherung der Juden in Deutschland nach dem Angriff der Hamas auf Israel.
Lange zitierte eine aktuelle Umfrage des Zentralverbands, wonach die große Mehrheit der Gemeindeführungen feststellt, dass es seit dem 7. Oktober sichtbar unsicherer geworden ist, in Deutschland als Jude zu leben. Zugleich zeigten sich 98 Prozent der jüdischen Repräsentanten zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden und der Politik vor Ort.
 
Eine Ursache für diesen offensichtlichen Widerspruchs sieht Lange unter anderem in einem gewissen Relativismus in vielen öffentlich-rechtlichen Medien und manchen Aufrufen. Offen zutage getreten sei dies etwa in Köln Ende November bei der Veranstaltung „Arsch Huh“. Im Aufruf der Veranstalter habe eine deutliche Distanzierung von den Hamas-Überfällen gefehlt, was daran zu erkennen gewesen sei, dass die israelische, wie die palästinensische Seite als „gleichwertige Konfliktparteien“ dargestellt worden seien. Damit sei der Terrorangriff der Hamas mit der Reaktion Israels gleichgesetzt worden. Lange forderte eine klare Linie, die solchen Gleichsetzungen widerspricht.
 
Kritik an der israelischen Regierung sei in Ordnung, diese werde auch durch den Präsidenten des Zentralrats, Josef Schuster geäußert, „aber jetzt ist dafür nicht die Zeit. Jetzt ist die Zeit, solidarisch mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten zu sein. Über die Regierung darf gestritten werden. Aber man muss sehen, dass das in Israel möglich ist, im Gegensatz zu allen anderen Ländern, die Israel umgeben.“
 
Als Gast an der Runde nahm auch Elio Adler, Vorstandsvorsitzender der jüdisch-deutschen Werteinitiative teil. Er kritisierte wie auch schon Lange zuvor unter anderem die Vorkommnisse an Hochschulen, wie in Berlin. „Die Ignoranz und die Reaktionen richten sich aktuell vordergründig gegen Israel. In Wahrheit stehen dahinter aber Leute, die sich gegen die Art des freiheitlich demokratischen Zusammenlebens richten. Die verschiedensten Hasser rechts- und Linksaußen und Islamisten, so verschieden sie in ihren Ideologien sind, können sich darauf einigen, dass dunkle Mächte ihr Leben und die Politik steuern. Und dass dahinter ganz oft angeblich die Juden stecken würden. Es ist kein Konflikt des Nahen Ostens, es ist ein Kampf um die Demokratie.
 
Auf das Thema angesprochen, wie Unternehmen und Kommunikator*innen damit umgehen sollten, wenn Menschen in internen Netzen Äußerungen posteten, wie ‚der Genozid in Gaza muss aufhören´, antwortete Lange, „Hier sollte man sich nicht einfach auf die Position zurückziehen, das müsse man jetzt akzeptieren.“ Da sollte das Gespräch gesucht werden und der Hintergrund erforscht werden. Die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber aufgrund der Shoa sei richtig. Aber dabei könne es nicht bleiben. Das dürfe nicht der einzige Grund sein, jetzt hinter Israel zu stehen.
 
Der DPRG LUNCH TALK wird Ihnen präsentiert von PMG Presse-Monitor
 
Im nächsten Lunch-Talk am 21. Dezember sprechen wir mit Reinhard Karger, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Thomas Mickeleit, Gründer von KommunikationNeuDenken! In Hamburg.
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