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Liane Bednarz
27.11.2023   Kommentar
De dododo de dadada
Was die Zeilen eines mehr als 40 Jahre alten Songs mit dem heutigen Deutschland zu tun haben. Ein Kommentar von Liane Bednarz.
Poets, Priests and Politicians. Have words to thank for their positions. Words that scream for your submission”. So lautet eine Passage im 1980 erschienenen Song „De dododo de dadada” der Band „The Police“, die das Sprungbrett für Sting, ihren damaligen Sänger und dessen Solokarriere war. Am heutigen Montag gastiert er mit seiner „My Songs“-Tour in der Hamburger „Barclays Arena“. Und die Zeilen des nun über 40 Jahre alten Songs könnten kaum passender auf das Deutschland im Hier und Jetzt zutreffen. Politische Poeten oder weiter gefasst: Literaten, die gefährliche politische Inhalt über ihr schöpferisches Werk in die Köpfe ihrer Landesgenossen einsickern lassen, gab und gibt es viele. Allen voran der scharf gen rechts gedriftete Uwe Tellkamp, der de facto AfD-Gedankengut buchstäblich salonfähig macht.
 
Für die rechte Szene ist er ein Geschenk. Statt sich darüber zu empören, bedarf es angesichts der hohen Umfragewerte der AfD seitens der etablierten Parteien aber kommunikativ weitaus mehr als der üblichen „Igitt“-Attitüde. Punkt für Punkt gilt es, manipulativen rechtsradikale Reden wie etwa jene des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke scharfsinnig auseinanderzunehmen.
 
Der zu lasche Umgang mit Priestern, die sexuellen Missbrauch betrieben und sich Menschen gefügig gemacht haben, wiederum fällt nach der Katholischen Kirche nun auch der EKD auf die Füße. Dort heißen die „Priester“ zwar Pfarrer, aber auch in ihren Gefilden gibt es den Verdacht, dass ein vermeintlicher Mann Gottes ohne ein entschiedenes Eingreifen seitens der Kirchenleitung sein Unwesen getrieben habe. Die deshalb gerade zurückgetretene EKD-Vorsitzende Anette Kurschus verfasste ein Rücktrittsschreiben, das zwar vordergründig zerknirscht formuliert ist, aber am Ende mit einer trotzigen Selbstexkulpation endet: „Mit Gott und mir selbst bin ich im Reinen, und so gehe ich sehr traurig, aber getrost und aufrecht.“ Eine demütige Kommunikation, noch dazu aus der Feder einer Frau Gottes, sieht anders aus. Offenbar ist die Rettung des eigenen Images das Primärziel von Kurschus, womit wir wieder bei der „Unterwerfung“ oder besser: der Manipulation anderer wären.
 
Schließlich bleiben die Politiker, die Sting besingt. Es wäre falsch, sie in toto der Manipulation zu bezichtigen. Doch der Vertrauensverlust in die „Ampel“ ist immens. Und dieser hat viel mit ihrer defizitären Kommunikation zu tun. Im Jahre 2023 sind die Möglichkeiten, sich über das Internet zu informieren, derart grenzenlos, dass jede Form des Einlullens der Bevölkerung, womit wir auch hier wieder bei der „Unterwerfung“ wären, von vornherein zum Scheitern verdammt sind. Und dennoch versucht die „Ampel“ genau das. Statt genau zu erläutern, warum das Bundesverfassungsgericht am 15. November 2023 das „Zweite Nachtragshaushaltsgesetz 2021“ und damit die Verwendung eingesparter Corona-Hilfen für den Klimaschutz für nichtig erklärt hat, erklärte die Regierung unter Bundeskanzler Scholz zwei Tage später, zwar das Urteil genau zu analysieren und weitere Experten hinzuzuziehen, aber den Haushalt 2024 am 1. Dezember wie geplant zur Abstimmung zu stellen. Wiederum neun Tage später schasste Bundesfinanzminister Christian Lindner seinen Staatssekretär Werner Gatzer wegen – so das „Handelsblatt“ - des „Etat-Chaos“. Des Weiteren berichtet die Zeitung über die „angespannte Lage“ im Ministerium und darüber, dass die Entlassung „im Haus nicht überall gut an(komme)“.
 
Hat Lindner sich also ein Bauernopfer gesucht, um sich selbst zu retten? Unklar. Klar aber ist: Es herrscht „große Verwirrung“ in der Haushaltsfrage, wie die „taz“ vor zwei Tagen schrieb. Und die „Ampel“ erklärt weiterhin nur rudimentär, was wirklich los ist. Es ist, anders kann man es leider nicht sagen, ein kommunikatives Desaster. Ein untauglicher Versuch der Minimal-Kommunikation, um nicht dumm dazustehen, mithin der Versuch, sich das Wahlvolk gefügig zu machen. Womit wir wieder bei Sting und „The Police“ wären, deren Song-Titel kaum passender sein könnte: „De dododo de dadada, is all I want to say to you“. Es geht um Wortsalat, um nichtssagende Worte. Oder, um abermals aus dem Songtext zu zitieren: „They're meaningless and all that's true“
 
Liane Bednarz ist eine promovierte Juristin und liberal-konservative Publizistin. Sie beschäftigt sich insbesondere mit der Abgrenzung zwischen konservativem und neurechtem Denken. Im Frühjahr 2018 erschien im Droemer-Verlag ihr letztes Buch „Die Angstprediger – Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern“.
 
Wichtiger Hinweis der DPRG: Der „Kommentar der Woche“ ist eine persönliche Meinungsäußerung der Autorinnen und Autoren und stellt nicht die Meinung der DPRG dar. Bei Fragen, Anregungen und Wünschen zum Kommentar wenden Sie sich bitte direkt an die Autorin unter liane.bednarz@web.de
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