Der Politikerklärer
Was liest der Sprecher der Bundesregierung morgens als Erstes (die Zeitung)? Wer hat den „Doppelwumms“ erfunden (eine Eingebung während Haushaltsberatungen) und wie geht man als Mensch und professioneller Kommunikator mit der Dauerkritik an der Regierungskoalition um (gelassen)?
Eine volle Stunde seines prallvollen Terminkalenders widmete Staatssekretär Steffen Hebestreit im DPRG-Lunch-Talk am 23. November den Fragen von DPRG-Präsident Nils Haupt und den knapp einhundert online-Teilnehmer*innen.
Steffen Hebestreit, seit Dezember 2021 Regierungssprecher und Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung im Rang eines Staatssekretärs, ist nicht nur einer der engsten Vertrauten von Bundeskanzler Olaf Scholz, sondern auch ein erfahrener politischer Insider. Journalismus lernte er als Volontär bei der Frankfurter Rundschau, für die er später als Hauptstadtkorrespondent nach Berlin zog.
Auf die Frage, ob ihm der Job heute noch, wo Krisen aller Art die Arbeit der Regierungsarbeit erschweren, und die Umfragewerte sinken, Freude macht, gab er ein klares „Ja“ zur Antwort. Als Regierungssprecher könne man den Job eben nicht machen, wenn man sich dauernd zu sehr grämt. Ähnlich gelassen sieht er Umfragen und Trends. Hätte man vor der Bundestagswahl den Umfragen geglaubt, hätte wohl niemand auf einen Kanzler Scholz gesetzt.
Herausfordernd ist für ihn und sein Team die Arbeit mit den Ministern und Politikern der drei Regierungsparteien – aber Streit, wie er in den Medien dargestellt wird, den sehe er nicht. Dass über Wege und Ziele gestritten werde, sei schließlich normal. Viel Kritik von Medien und Öffentlichkeit wird am Kommunikationsverhalten der Spitzenpolitiker festgemacht. Welchen Einfluss er auf die Kommunikation von Kanzler und Ministern habe, wollte Gastgeber Nils Haupt dennoch wissen.
Der Regierungssprecher machte deutlich, dass das Bundespresseamt keine Agentur ist, die auf Basis von Monitorings und Medientrends dem Kanzler bestimmte Themen und die Art der Kommunikation vorgibt. Vielmehr gehe es darum, zu erspüren, was die Menschen, die sich in den Sozialen Medien, in Mails an die Regierung oder auch im Bürgertelefon und bei Veranstaltungen artikulieren, bewegt.
Daraus würden Empfehlungen für die Kommunikation abgeleitet. Die Minister der Koalition hätten naturgemäß unterschiedliche kommunikative Stärken und Schwächen. Nicht gleichmachen sei das Ziel, sondern Vertrauen aufbauen durch authentische und glaubwürdige Botschaften – ohne vermeintliche Lösungen vorzuspiegeln.