Es ist noch lange nicht vorbei: Warum es die PR im Kampf gegen Antisemitismus braucht
Vor gut einem Monat setzten 106 deutsche Unternehmen ein starkes Zeichen gegen Hass und Antisemitismus. "Nie wieder ist jetzt" prangte auf einer ganzseitigen Anzeige in den Medien von Springer. Doch so wichtig diese Verurteilung von Hamas-Terror und Antisemitismus auch war: Das darf nicht alles gewesen sein.
Denn die anhaltenden Horror-Spektakel auf deutschen Straßen, wo vermeintlich progressive Großstadtmilieus ihren Judenhass ebenso unverhohlen zur Schau stellen wie die Extremisten, offenbart eine unbequeme Wahrheit: Antisemitismus ist kein Randthema, sondern tief verwurzelt in der Mitte unserer Gesellschaft.
Das ist auch ein Handlungsapell an Unternehmen. Denn sie genießen nicht nur ein hohes Maß an Vertrauen aus der Öffentlichkeit, diese erwartet von ihnen auch, Haltung zu zeigen. Das belegt das diesjährige Edelman Trust Barometer ebenso wie andere Studien. Für Kommunikatoren bedeutet das zuallererst, Antisemitismus als solchen zu benennen und zu verurteilen. Das ist keine Selbstinszenierung, sondern notwendig – auch, um den Antisemiten ihr neu gewonnenes Selbstbewusstsein wieder zu nehmen.
Entscheidend dafür ist auch eine beherzte Kommunikation ins Unternehmensinnere, flankiert von entsprechenden Maßnahmen. Von Unterstützungsangeboten für Betroffene bis zur Sensibilisierung der Mitarbeiter, gegebenenfalls auch durch Workshopangebote. Es gibt viele Organisationen, die dabei professionell unterstützen können. Auch NGOs freuen sich über Spenden für ihr Engagement für Aufklärung und gegen Hass.
Ausgerechnet die Deutsche Bank hat kürzlich gezeigt, wie es gehen kann. Am Gedenktag an die Opfer der Novemberprogrome unterstrich das Geldhaus seine Haltung und machte in einem Rundschreiben an über 80.000 Beschäftigte weltweit deutlich, dass Antisemitismus nicht geduldet würde. Gleichzeitig kündigte die Bank an, eine Million Euro an gemeinnützige Einrichtungen zu spenden, „die Jugendlichen Toleranz und Empathie vermitteln und ihnen den Unterschied zwischen politischem Diskurs und Handeln einerseits und Hassrede und Vorurteilen andererseits aufzeigen“. Chapeau – bleibt zu hoffen, dass solche Nachrichten keine Einzelfälle bleiben.
Über den Autor Titus Heyme war zuletzt im PR-Bereich der Berliner Strategie- und Kommunikationsberatung Christ&Company tätig, wo er unter anderem die digitale Kommunikation des Chairmans verantwortete. Parallel studiert er Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin. Sie erreichen ihn unter
titusheyme@live.de.
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