Nachdenken über den 9. November
Der 9. November ist ein „Schicksalstag“ der Deutschen. Er spielt in der Geschichte unseres Landes eine besondere Rolle - zumindest im 20. Jahrhundert.
Das Datum steht für das Ende eines blutigen Weltkriegs, das Ende der Monarchie und das Ausrufen der Republik am 9. November 1918.
Nur fünf Jahre später, am 9. November 1923, scheiterte Adolf Hitler beim sogenannten Hitler-Putsch in München und landete (nur) bis Ende 1924 hinter Gittern. Am 9. November 1938 brannten deutschlandweit Synagogen und andere jüdische Einrichtungen, wurden Jüdinnen und Juden gedemütigt, überfallen, misshandelt und getötet. Am 9. November 1989 wiederum fiel die Berliner Mauer und machte die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten möglich.
Der 9. November wird deshalb immer für die dunklen Kapitel unserer Geschichte stehen, ebenso wie für die glücklichen Momente, für unseren Weg in die Verbrechen des Dritten Reichs, wie auch für unsere Hoffnungen auf Einheit, Frieden und Demokratie.
Mir persönlich bedeutet der 9. November viel, weil er mich zum Nachdenken über Geschichte und Gegenwart meines Landes anregt. Der 9. November macht mich dankbar für ein Leben in Demokratie, in Frieden und Freiheit, die die Deutschen 1918 und wieder 1989 erstritten haben. Er macht mich stolz, weil aus einer friedlichen Revolution ohne Blutvergießen die Deutsche Einheit erwuchs. Er macht mich besorgt, weil jüdische Menschen in unserem Land offensichtlich nicht mehr sorglos leben können.
Er macht mich wütend, weil Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit wieder hoffähig werden. Er macht mich traurig, weil zu viele Menschen (wieder!) auf populistische Propaganda hereinfallen. Aber er macht mir auch Hoffnung, dass wir aus unserer Geschichte lernen. Denn: "Wer seine Geschichte vergisst, ist verdammt sie zu wiederholen." (George Santayana)
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