Früher, da gab es in den Eingangsbereichen von Agenturen und Unternehmen neben den Besuchersesseln und einem Tischchen für Kaffee und Gebäck oft ein Regal, in dem sorgsam aufgereiht die jeweils neuesten Ausgaben von PR-Report, PR-Magazin oder dem „Pressesprecher“ (heute „KOM“) standen. Ein bisschen so wie im Wartezimmer beim Arzt, wo der legendäre „Lesezirkel“ seine Blättchen aneinanderreiht. Die Digitalisierung hat auch dieses Kleinod kommunikativer Spießigkeit meist verweht, inzwischen flimmern eher Case-Filmchen auf den Flachbildschirmen im Entrée.
 
Die besagten Fachorgane unserer Zunft konsumiere ich gerne online, bei zwei für mich lebenswichtigen Publikationen bin ich aber nach wie vor ein Liebhaber der gedruckten Exemplare: BUNTE und GALA. Beide habe ich im Abo. ICH, wohlgemerkt - und nicht wie viele meiner Freunde meinen - meine Frau.
 
Wenn Hubert Burda Media oder die RTL Group mal eine Kampagne planen, bei der sich männliche Leser als treue Abonnenten outen, so wie es die Lieblings-TV-Zeitung meiner Mutter mit „Einer, der HÖRZU zu Hause hat“ vormacht, bin ich sofort bereit. Donnerstage sind für mich Feiertage, weil ich dann tief in die Welt der Schönen und Reichen, von Klatsch und Tratsch eintauche. Meine Frau kommentiert regelmäßig spöttisch: „Franky liest die Fachpresse“. Ich lächle es weg. Schließlich weiß ich als erfahrener Kommunikations-Profi, dass in unserem - sehr speziellen - Business der Smalltalk eine geschäftsfördernde Disziplin für echte Champions ist.
 
Da haben mir bei Abendterminen am Donnerstag oder am Freitag früh die frischen News aus BUNTE und GALA schon oft hervorragenden Content auf dem Silbertablett serviert. Mein Fachwissen teilte und teile ich zur Begeisterung meiner Kundinnen und Kunden mit ihnen, wusste und weiß immer brühwarm die neuesten Skandale und Society-Stories. Die Abos der beiden Postillen setze ich natürlich von der Steuer ab. „Fachlektüre“ schreibe ich auf die Belege. Was sonst?
 
Autor: Frank Behrendt, E-Mail: frankzdeluxe@gmail.com