„Wir wollen uns nicht verstecken!“
Krisenmanagement und Kulturwandel: Wie die Warburg Bank ihre Kommunikation in stürmischen Zeiten neu gestaltet, das war am 25. September zu erfahren. Die LG Nord konnte exklusive Einblicke in die Kommunikationsarbeit von Deutschlands derzeit wohl meistdiskutiertem Bankhaus gewinnen.
Ein neuer Job ist immer eine Herausforderung. Gerade als Unternehmenssprecher*in und erst recht im stark reguliertem Bankenwesen. Steckt der neue Arbeitgeber dann noch in der größten Krise seiner Firmengeschichte und spannt sich diese Krise vom eigenen Gesellschafter bis hin zum Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, so mag der eine oder die andere auf Abstand gehen. Wieder andere reizt eine derartige Mammutaufgabe umso mehr.
So auch Christina Eistert – seit Februar 2023 'Leiterin Marketing & Kommunikation' der Hamburger Privatbank M.M. Warburg & CO und Gastgeberin der LG Nord an diesem Abend. Zusammen mit Christiane Rehländer, Leitung Kommunikation, berichtet sie von den ersten Monaten in diesem „berühmt” gewordenen Bankhaus, das neben einem Sturm an medialer Berichterstattung zugleich einen zuvor nie dagewesenen internen Change-Prozess zu meistern hat.
Beide Kommunikationsexpertinnen sind zeitgleich zum Jahresbeginn in ihre neuen Jobs gestartet. Eistert trägt die Gesamtverantwortung für die Marketingabteilung und die Unternehmenskommunikation. Rehländer leitet letztere. Ein Team von drei Personen gestaltet hier 360 Grad Kommunikation. Gemessen an der Summe der kommunikativen Aufgaben wird tagtäglich ein enormes Pensum bewältigt. Erst seit kurzem haben sie eine Agentur zur Unterstützung in der Medienarbeit. Keine Selbstverständlichkeit, denn von Beginn an waren die beiden Kommunikatorinnen nicht nur mit einer massiven Reputationskrise, sondern auch mit fehlenden Prozessen und Strukturen konfrontiert.
„Das waren hier sehr bewegende erste Monate – von Tag eins“, sagt Eistert. Klar, der Cum-Ex-Skandal rund um Eigner Christian Olearius dominiert die Berichterstattung und das öffentliche Bild. „So lange Scholz Kanzler ist, wird sich das nicht ändern“, ist sich Eistert sicher. Darum machen sie und Rehländer einiges anders als zuvor. Die Devise: Offenheit und Dialogbereitschaft. „Wir wollen uns nicht verstecken!“ Dazu etablieren sie neue Kanäle und Formate – auch für die interne Kommunikation. „Wir wollen auch die Belegschaft umfänglich informieren und in einen neuen Dialog einbeziehen“, erklärt Rehländer.
Das ist nötig, denn seit die neuen Vorstände Markus Bolder und Stephan Schrameier 2022 die Führung übernommen haben, erlebt das Bankhaus nach einer strategischen Neuausrichtung einen weitreichenden Transformationsprozess – Kulturwandel inklusive. „Man muss sagen, dass die Welt hier vorher eine andere war“, sagt Eistert.
Aber der neue Vorstand gibt den Kommunikationschefinnen Rückendeckung, bietet Gestaltungsfreiraum und teilt die Ansicht, dass das Unternehmen proaktiv kommunizieren muss. „Damit Warburg nicht nur mit Cum-Ex, sondern auch mit seinem umfassenden Leistungsportfolio assoziiert wird”, ergänzt Rehländer. Ein hehres Ziel, über das die mehr als zwanzig DPRG-Mitglieder und Gäste der LG Nord zum Abschluss des Abends bei Getränken und Canapés noch ausführlich diskutierten.
Wir bedanken uns bei der Warburg Bank, Christina Eistert und Christiane Rehländer für die Gastfreundschaft und den spannenden Austausch.
Text: Fabian Virgil (Co-Vorsitzender LG Nord)
Foto: DPRG / Elke Hildebrandt