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23.10.2023   Kommentar
Ach hättest Du doch geschwiegen, Greta!
In der heutigen schnelllebigen Zeit bedarf es großer kommunikativer Kunst, mit einem eigenen Anliegen weltweit durchzudringen. Greta Thunberg hat vorgemacht, wie so etwas geht. Doch nun hat sie die Reputation ihrer Organisation ohne Not beschädigt. Ein Kommentar von Liane Bednarz.

Am 20. August 2018, dem ersten Schultag nach einem heißen Sommer, setzte sich die damals 15jährige Schwedin Greta Thunberg mit einem selbst gemachten weißen Schild vor das schwedische Parlament. Auf diesem stand handgeschrieben als Slogan „Schulstreik für das KLIMA“ (skolstrejk for KLIMATET). Das rasant verbreitete Foto der neben dem Schild sitzenden Schülerin ging um die Welt. Der Rest ist Geschichte. Binnen kürzester Zeit entstand unter Thunbergs Führung mit „Fridays for future“ eine weltweite Klimaschutzbewegung mit signifikantem Einfluss auf die Politik. 


 


Doch nun hat Greta Thunberg die Reputation ihrer Organisation und ihr originäres Anliegen des Klimaschutzes ohne Not massiv beschädigt, indem sie sich via Postings in dem sozialen Medium „X“ (vormals Twitter) nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten einseitig auf die Seite der Palästinenser gestellt hat. Nicht nur hat sie den Hashtag „#StandWithPalestine“ verwendet und verkündet, man werde in Woche 270 der „Fridays for future“-Bewegung nun für Palästina und Gaza streiken. Nein, schlimmer noch: sie hat ebenfalls auf „X“ sogar diverse pro-palästinensische Accounts empfohlen, die sich dem Terror nicht entgegenstellen, sondern diesen teilweise sogar bejubeln. How dare you, Greta?


 


Das ist nicht nur ein menschliches, sondern auch ein kommunikatives Desaster. Thunberg nimmt die Anhänger von „Fridays for future“ damit in Geiselhaft für ihren antisemitischen Kurs. De facto werden „Fridays for future“-Anhänger so gezwungen, Thunbergs Kurs in Sachen Hamas entweder mitzutragen oder aber sich von „Fridays for future“ zu distanzieren. Ihre fröhliche Unschuld hat die Klimaschutz-Organisation damit verloren. Im Grunde muss sie sich von ihrer Gründerin lossagen, will sie ihre eigene Reputation retten.


 


Der Fall zeigt deutlich, wie leicht das gute Ansehen einer Organisation kommunikativ verspielt werden kann, wenn die Person an der Spitze meint, sich im Namen eben jener Organisation in mehr als fragwürdiger Weise zu politisch hochbrisanten Themen äußern zu müssen, die mit dem Kernanliegen der Organisation nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Organisationen, aber auch Unternehmen sollten daraus lernen und durch eine entsprechende Policy Vorkehrungen gegen derartige Alleingänge der Person an der Spitze treffen. 


 


Liane Bednarz ist eine promovierte Juristin und liberal-konservative Publizistin. Sie beschäftigt sich insbesondere mit der Abgrenzung zwischen konservativem und neurechtem Denken. Im Frühjahr 2018 erschien im Droemer-Verlag ihr letztes Buch „Die Angstprediger – Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern“.


 


Wichtiger Hinweis der DPRG: Der „Kommentar der Woche“ ist eine persönliche Meinungsäußerung der Autorinnen und Autoren und stellt nicht die Meinung der DPRG dar. Bei Fragen, Anregungen und Wünschen zum Kommentar wenden Sie sich bitte direkt an die Autorin unter liane.bednarz@web.de.