André Puchta, seit 2020 Landesvorsitzender der DPRG Berlin Brandenburg, spricht über sein Ehrenamt, seinen Beruf und die Zukunft der Kommunikation.
André, du engagierst dich ehrenamtlich als Vorsitzender der DPRG Landesgruppe Berlin Brandenburg. Was bedeutet es Für Dich, ein Ehrenamt auszuüben?
Für mich ist ehrenamtliches Engagement ein echtes Herzensanliegen. Mit elf Jahren gründete ich ein Greenteam. Als Norwegen 1992 die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs ankündigte, sammelte ich mit Freunden 230 Unterschriften gegen den Walfang und schickte diese, stolzen Hauptes, an die norwegische Botschaft in Bonn. Bis heute hat sich nicht viel getan, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Später habe ich mich politisch und sozial engagiert, zum Beispiel im Stiftungsvorstand der Auma Obama Foundation 'Sauti Kuu', welche benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu mehr Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit verhilft.
Für alle Quereinsteiger in der Kommunikationsbranche, die einen Rat benötigen, oder Personen, die erst einmal in unseren Bereich hineinschnuppern wollen, biete ich mich gern als Ansprechpartner an.
Ich finde es wichtig, dass wir einander ohne Erwartung gegenseitiger Leistung helfen. Schließlich steht auch die DPRG für solche Werte, indem wir uns alle im Bundesvorstand wie in den Landesgruppen und Arbeitskreisen ausschließlich ehrenamtlich einbringen.
Wie kannst du Ehrenamt und Hauptberuf verbinden?
Indem ich mir jeden Tag folgende Fragen stelle: Wofür brenne ich? Was macht mich aus? Was sind meine inneren Werte? Was treibt mich an? Ich sehe meinen Beruf als Berufung und gehe diesen mit viel Leidenschaft nach. Statt durchtrainierter Tänzerinnen und Tänzer zu meiner Zeit als Direktor am Friedrichstadt-Palast, platzierte ich bis August 2023 für die Sana Kliniken Berlin-Brandenburg zum Beispiel Expertinnen und Experten zum Thema Adipositas in den Boulevardmedien.
Seit September 2023 verantworte ich das konzernweite Personalmarketing für alle rund 120 Gesundheitseinrichtungen der Sana Kliniken AG. Da begegne ich natürlich vielen spannenden Leuten. Daraus ergeben sich wunderbare Möglichkeiten auch für die DPRG. Beispielsweise hat unsere Diplom-Psychologin Janin Kronhardt auf
einer DPRG-Veranstaltung in Berlin zum Thema ‚Achtsamkeit im Job / Resilienz-Training und Selbstfürsorge‘ informiert.
Mein Ehrenamt ist ein sehr guter Ausgleich. Die Arbeit in der Landesgruppe bringt mich immer wieder mit spannenden Themen in Verbindung. Gerade auch den Austausch mit Young Professionals und berufserfahrenen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren empfinde ich jedes Mal wieder als sehr bereichernd.
Warum hast du dich für einen Beruf in der Kommunikationsbranche entschieden?
Kommunikation kann bewegen und verändern. Sie kann einerseits viel Gutes bewirken, andererseits aber auch viel Schaden anrichten, je nachdem, wie man sie nutzt. Gesellschaftliche Themen waren mir schon immer ein Anliegen, ob Menschenrechte, Bildung, Kultur, Gesundheit oder Umweltschutz.
Inhaltlich komplexe und sinnstiftende Themen in verständlicher Sprache transparent zu kommunizieren, macht den Unterschied aus. Im September 2019 rollten wir - zum ersten Mal an einem deutschen Klinikum - den roten Teppich aus für ehemals an Brustkrebs erkrankte Frauen zwischen 30 und 65 Jahren, welche auf dem Laufsteg ihre Lebensfreude feierten. Es war ein tolles Event - dafür lohnt sich jeder Stress.
Was macht Berlin attraktiv für Kommunikatorinnen und Kommunikatoren?
Berlin ist die Bundeshauptstadt und damit per se eine besondere, rund um die Uhr lebendige und kaum planbare Stadt. Die Kommunikation an der Spree und Havel ist oft direkter und unkonventioneller als anderswo. Die Hauptstadtregion ist ein Zentrum für politische Kommunikation und so gibt es hier viele Organisationen, die sich auf Public Affairs und Lobbying spezialisieren.
Und natürlich ist Berlin die Heimat vieler Agenturen, Verlage, Medienhäuser und Start-Ups. Als Landesgruppe ist das eine riesige Chance, allerdings haben wir hier auch viel Konkurrenz, denn es gibt jeden Tag unzählige Veranstaltungen in der Stadt.
Welche Herausforderungen kommen auf die Kommunikatorinnen und Kommunikatoren in der Zukunft zu?
Wir beschäftigen uns mit gefühlt immer mehr und komplexeren Kanälen, mit Künstlicher Intelligenz, New Work, Gender Pay Gap und vielen anderen Themen, die noch vor wenigen Jahren kaum auf einer Agenda standen. Wir müssen noch besser lernen, wie wir Arbeit, Familie, mentale und physische Gesundheit sowie persönliche Interessen unter einen Hut bringen.
Wir alle müssen uns darauf einstellen, zukünftig länger zu arbeiten. Deshalb wird es immer wichtiger, dass wir Sinn, Freude und Erfüllung in unserer Arbeit finden. Die Kommunikation wird immer vielfältiger, deshalb ist Weiterbildung unerlässlich, um auf dem Laufenden zu bleiben. Wird uns also als Kommunikationsfachleuten jemals langweilig werden? Ich kann mir das nicht vorstellen.
Interviewpartner: Miká Hamann und André Puchta