Die Branche muss deutlicher machen, was sie einzigartig macht
Prof. Dr. Felix Krebber im Gespräch: „Nicht jeder kann professionelle Kommunikation betreiben, denn dazu gehören spezielle Kompetenzen und Fähigkeiten, die nicht austauschbar sind.“
Felix, du fokussierst dich als Kommunikationswissenschaftler auf das Verhältnis zwischen Unternehmen und Gesellschaft. Was genau interessiert dich an diesen Themen?
In meiner Dissertation habe ich mich damit beschäftigt, wie Unternehmen auf die Forderungen der Zivilgesellschaft reagieren, stärker zu partizipieren. Dies ist besonders relevant im Kontext von Infrastrukturprojekten. Danach war ich in der Beratung und habe für Großunternehmen zu Themen wie Kommunikationsstrategie und Organisation der Kommunikationsabteilung gearbeitet. Mein heutiger Lehr- und Forschungsschwerpunkt liegt auf gesellschaftsorientierter Kommunikation und den Erwartungen der Gesellschaft an Unternehmen. Auch ethische Fragen in der Kommunikation interessieren mich sehr.
Die Zahl der klassischen Journalistinnen und Journalisten nimmt tendenziell ab, gleichzeitig steigt die Zahl der Kommunikatorinnen und Kommunikatoren in der PR-Branche massiv. Was braucht unsere Branche deiner Meinung nach, um sich besser in der Öffentlichkeit zu positionieren?
Seit einiger Zeit drängen kommunikationsfremde Anbieter auf den Kommunikationsmarkt, wie etwa die großen Unternehmensberatungen oder auch Ingenieurbüros im Bereich Beteiligung. Die Kommunikationsbranche muss deutlich machen, was sie einzigartig macht. Nicht jeder kann professionelle Kommunikation betreiben, denn dazu gehören spezielle Kompetenzen und Fähigkeiten, die nicht austauschbar sind. Es ist wichtig, zu verdeutlichen, worin genau dieses Kompetenzprofil besteht. Unternehmen, Agenturen und Organisationen wie zum Beispiel die DPRG müssen diese Qualitätsunterschiede sichtbar machen. Außerdem müssen Hochschulen sowie Aus- und Fortbildungsinstitute sicherstellen, dass ihre Inhalte qualitativ hochwertig sind, besonders in einer schnelllebigen Medienlandschaft. Ein weiterer zentraler Qualitätsmaßstab sind ethische Standards, da jedwede Kommunikation mit hoher Verantwortung einhergeht.
Du forschst intensiv an der Schnittstelle von Geschichte und Kommunikation. Welche interessanten Erkenntnisse gibt im Hinblick auf Unternehmen und ihre Geschichte?
Unsere Forschung konzentriert sich auf zwei Hauptthemen. Erstens die Geschichte des Kommunikationsberufsfelds. Zweitens, wie Unternehmen mit ihrer eigenen Geschichte umgehen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, zu betonen, dass gute Geschichtskommunikation nicht nur das Präsentieren positiver Unternehmensgeschichten ausmacht, sondern auch die Auseinandersetzung mit kritischen Aspekten, denken wir an die NS-Zeit. Positive Beispiele hierfür sind Unternehmen wie Volkswagen, Siemens oder BASF. Sie kommunizieren nicht nur ihre Erfolge, sondern sind auch transparent in Bezug auf kritische Aspekte ihrer Geschichte. Diese Offenheit schafft Vertrauen bei ihren Stakeholdern und zeigt, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Unternehmen, die sowohl ihre Erfolge als auch ihre Fehler offen kommunizieren, werden zumeist als authentischer und glaubwürdiger wahrgenommen – und entsprechen damit einer Erwartung der Gesellschaft nach offenem Umgang auch mit kritischen Facetten der Unternehmensgeschichte.
Zur Person: Prof. Dr. Felix Krebber ist Professor für Unternehmenskommunikation an der Business School der Hochschule Pforzheim und leitet gemeinsam mit Prof. em. Dr. Günter Bentele (Uni Leipzig) das Center for History & Corporate Communication der Günter-Thiele-Stiftung (historycomms.de). Er ist Gründungsmitglied des DPRG-Arbeitskreises Akzeptanzkommunikation und von der DPRG gewähltes Mitglied im Deutschen Rat für Public Relations.