Ich bekenne, ich bin ein Gutmensch. Ich will, dass Menschen etwas teilen, mitteilen, teilnehmen, gemeinsam machen, sich vereinigen. So wird das lateinische Verb „communicare“ übersetzt. Wie wir alle wissen, kann man nicht nicht-kommunizieren. Also sind wir eigentlich alle Gutmenschen, interpretieren allerdings unterschiedlich, was jeweils „gut“ ist. Aber das macht nichts, darüber kann man ja kommunizieren.
 
Als Gutmensch bin ich total leidenschaftlich. Als Kommunikator lerne ich, wie ich das mit dem Vereinigen immer besser hinkriege. Und da wird es dann schwierig mit der Vereinbarkeit von Leidenschaft und Professionalität. Denn als professionelle Kommunikatoren entscheiden wir meist nicht darüber, was gut ist. Sind wir Briefträger oder Briefeschreiber, fragte mein Freund Peter Mentner. Und zu Glanz und Elend der PR stellte der Kollege Prof. Dr. Klaus Kocks seinerzeit fest, dass man als Kommunikator die größten Erfolge verantworten kann (Glanz), aber sie würden immer dem Auftraggeber zugeschrieben (Elend).
 
So ist das halt. Entweder wir schaffen es, den Chef zu überzeugen, oder wir suchen uns einen neuen Job. Sonst ist es mit der Leidenschaft schnell vorbei. Diesbezüglich habe ich nun eine persönliche Empfehlung: Im Zweifel werden wir professionell gestählten und geschulten Gutmenschen Gastronomen! „Die Gastronomie ist jener Teilbereich des Gastgewerbes, der sich mit der Bewirtung von Gästen befasst. Im Gegensatz zu den Gaststätten befriedigt Gastronomie nicht nur die Bedürfnisse Hunger und Durst, sondern auch den kulturellen Bedarf an Erlebnis und Kommunikation.“ Sic!
 
So habe ich es nach meiner Emeritierung als Agenturchef gemacht. Allerdings empfehle ich, etwas jünger zu starten. Mitte Fünfzig ist ein gutes Alter. Denn Leidenschaft ist anstrengend und Professionalität auch. Der Lohn ist: Du kannst machen, was Du willst und du kriegst sie Alle, wenn Du es willst. Sie essen Dein Essen, trinken Deinen Wein, tanzen Deine Tänze und diskutieren bei Dir über Gut und Böse.
 
Ich warne aber vor einem Nachteil: Es ist viel schwieriger, als Gastronom Geld zu verdienen, als z. B. mit einer Agentur. Deswegen bitte ich Euch alle im Namen der Leidenschaft: Helft, dass die Senkung der Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie erhalten bleibt! Es ist für etwas Gutes!
 
Abschließender Hinweis: Die zentrale ethische Frage der PR ist als Gastwirt anders zu beantworten als im Kommunikationskodex der DPRG: Ohne die Verbreitung von ungeprüften Gerüchten funktioniert keine Kneipe! Aber ganz ehrlich – das schaffen wir.
 
Zur Person: Michael Behrent betreibt seit Anfang 2022 für den Internationalen Verein Windrose Oberursel 1976 e.V. das Kulturcafé Windrose und organisiert dort kulturelle und kulinarische Events. Seine Karriere begann er als Dramaturg am Schauspiel Frankfurt, wurde dann Mitgründer von Ahrens & Behrent und gründete 2002 seine Agentur Script, mit der er Kunden aus der Finanz-, Automobil-, Telekommunikationsbranche und dem Maschinenbau beriet. Zum Jahreswechsel 2022 übergab er die Agentur an seine Mitarbeiter.
 
Wichtiger Hinweis der DPRG: Der „Kommentar der Woche“ ist eine persönliche Meinungsäußerung der Autorinnen und Autoren, und stellt nicht die Meinung der DPRG dar. Bei Fragen, Anregungen und Wünschen zum Kommentar wenden Sie sich bitte direkt an den Autor unter Michael.behrent@windrose-oberursel.de