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News / „Brennen, nicht verbrennen“
Stephan Hoursch ©KlenkHoursch
22.09.2023   PR-Legende des Monats
„Brennen, nicht verbrennen“
Stephan Hoursch, Mitgründer der Kommunikationsberatung Klenk & Hoursch AG, hat sich im September 2022 aus dem Beratungsgeschäft zurückgezogen. Gemeinsam mit Volker Klenk hatte er 2003 das Unternehmen mit heute rund 70 Mitarbeitenden in Frankfurt gegründet. Über die Hintergründe redete Nils Haupt mit ihm.
Wir erreichen Stephan Hoursch telefonisch. Er ist auf Sizilien, sitzt in einem Café am Strand. Wie es sich anfühlt, wenn man ihn als PR-Legende anspricht? „Eigentlich habe ich mich immer mehr für den Managementaspekt von Kommunikation und Unternehmensführung interessiert, weniger für die PR-Branche oder aktuelle Trends darin. Deswegen sehe ich mich wirklich null als PR-Legende.“
 
Hoursch sieht das Partnerschaftsmodell, das Klenk & Hoursch eingeführt hatte, als einzigartig und vorbildlich für die Branche an. „Wir haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter früh als Unternehmerinnen / Unternehmer sowie Partnerinnen und Partner eingebunden. Deshalb konnte ich frühzeitig aussteigen und Jüngere konnten die Führung übernehmen. Ich bin sehr stolz auf dieses Modell, weil sich damit das Management und die Eigentümerstruktur der Agentur immer wieder verjüngen und erneuern. Für die Bindung der Besten ist das optimal.“
 
Rückblickend auf 30 Jahre in der Kommunikationsbranche sind für Hoursch vor allem die wirtschaftlichen Veränderungen evident: „Früher war es normal, sehr hohe Gewinnmargen zu erwarten. Das traditionelle Agenturmodell, Stunden gegen Geld zu verkaufen, wird bei zunehmendem Druck auf die Preise und zugleich rückläufiger Arbeitszeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Wanken kommen. Agenturen werden sich wahrscheinlich mehr auf Leistungen mit hoher Wertschöpfung mit entsprechenden Projekthonoraren konzentrieren.“
 
Gleichzeitig sieht er für professionelle Kommunikationsagenturen auch zukünftig gute Chancen. Gute Beraterinnen und Berater seien notwendig, denn Kommunikation sei der Kern jeder Beziehung und jedes Unternehmens. Allerdings werde sich die Art und Weise, wie kommuniziert werde, weiterentwickeln. „KI wird ein Game Changer, und wir werden immer mehr Tools und Technologien nutzen, um relevante Botschaften zu übermitteln. Gleichzeitig wird jedoch die menschliche Komponente nie an Bedeutung verlieren. Warum konnten wir bei Klenk & Hoursch unsere Kunden immer lange an uns binden? Weil wir anspruchsvoll, glaubwürdig, authentisch und keine Bullshitter waren und sind.“
 
Hunderte junger Leute haben seit der Gründung die Agentur Klenk & Hoursch durchlaufen. Bei der Frage, wie er von ihnen erinnert werden möchte, zögert er. „Ich möchte erinnert werden, als einer, der kein Arschloch war. Einer, auf den man sich verlassen konnte, der aufrichtig war und sich um seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmerte. Transparenz, Klartext, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Großzügigkeit waren mir immer wichtig”, sagt er.
 
Welche Voraussetzungen sollten aus seiner Sicht junge Menschen mitbringen, die in der Kommunikationsbranche reüssieren wollen? „Eine breite Bildung halte ich für unerlässlich. Man muss neugierig sein, lern- und anpassungsfähig. Wichtig ist auch Begeisterungsfähigkeit für Menschen und für die Herausforderungen auf der Kundenseite. Und schließlich: Man muss kommunikative Herausforderungen als Berufung sehen und dafür brennen, sie zu bewältigen. Und das muss eine ganz andere Bedeutung haben als ein weiterer perfekter Latte Macchiato im Café oder die nächste Yoga-Session. "Brennen, aber nicht verbrennen" – war immer mein Motto. Brennen muss man selber. Dass man nicht dabei verbrennt, war und ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben.“
 
Wir kommen auf seine familiäre Situation zu sprechen. Durch die schwere Krankheit seines 17-jährigen Sohnes verlief das Leben nach dem Ausstieg aus der Agentur ganz anders als erwartet. „Unser Leben hat sich innerhalb kürzester Zeit verändert. Deswegen habe ich meine ursprünglichen Zukunftspläne komplett über den Haufen geworfen. Die Sorge um unseren Sohn lässt keinen Platz mehr für Anderes.“

Danke und alles Gute, Stephan Hoursch!


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