ChatGPT & Co.: KI-Einsatz im Agenturkontext
Am 16. Mai diskutierten Holger Wilke und Leon Rahn von Weber Shandwick in einem Online-Impulsvortrag der DPRG-Landesgruppe Bayern über die Chancen und Risiken im Einsatz von KI-Tools im Agenturalltag. Josef Schmaus, Digitalpionier und Leiter der Regionalgruppe Augsburg, moderierte die Veranstaltung.
Seit der Veröffentlichung von ChatGPT-3 im vergangenen November ist Künstliche Intelligenz (KI) eines der heißesten Trendthemen in der Medienlandschaft. Täglich tauchen neue Berichte auf, die mögliche Einsatzszenarien und Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft beschreiben. Währenddessen versuchen Agenturen auf der ganzen Welt mögliche Anwendungsbereiche im Agenturalltag zu definieren. Generative KI-Tools wie ChatGPT, Midjourney und neuroflash stellen dabei eine vielversprechende Alternative zu ehemals aufwendiger oder eintöniger „Handarbeit“ in Aussicht.
Doch die Technologie bringt auch eine Reihe an ethischen und praktischen Herausforderungen mit sich. In einem Impulsvortrag diskutierten Holger Wilke und Leon Rahn in der Rolle von Dr. Jekyll und Mr. Hyde über die positiven und negativen Aspekte von KI in der Kommunikation. Die Anmerkungen und Fragen der über 120 Teilnehmenden moderierte Josef Schmaus.
Das Potential von Künstlicher Intelligenz im Agenturalltag ist dabei unbestreitbar. An einer Reihe von Praxisbeispielen zeigte Leon Rahn unter anderem, wie ChatGPT langwierige Rechercheaufgaben, zum Beispiel zu relevanten Medien zu einem bestimmten Thema, deutlich verkürzen kann. Doch auch komplexe Aufgaben lassen sich mit KI-Tools bewältigen. Mit den richtigen Prompts erstellte Leon Rahn in ChatGPT nicht nur eine passende Persona für ein Produkt, sondern fand auch Standorte für eine Out-Of-Home-Kampagne in Berlin. Beim Erstellen von möglichen Werbeslogans für eine Fruchtsaftmarke legte ChatGPT dann auch überzeugende Kreativität an den Tag.
Vor diesem Hintergrund zeigte Holger Wilke jedoch die zahlreichen Herausforderungen und Probleme von Künstlicher Intelligenz auf. So schummelten sich in die Rechercheergebnisse auch Fehler. Die KI nannte beispielsweise ein fiktives Onlinemedium und generierte dazu den passenden – aber nicht existenten – Link zur Webseite; eine sogenannte Halluzination, ein Phänomen, das bei allen generativen KI-Systemen auftauchen kann. Zudem stellen offene Fragen zum Datenschutz und Urheberrecht ein ernsthaftes Risiko für Agenturen dar.
Holger Wilke hebt hervor: „Bei aller Unterstützung, die KI-Systeme in Unternehmen und Agenturen leisten können – die derzeit noch vorhandenen, offensichtlichen Lücken bei Datenschutz und möglichen Urheberrechtsverletzungen stellen eine große Herausforderung dar. Das sollte uns nicht davon abhalten, diese Systeme in einem sicheren Umfeld auszuprobieren und sich mit ihren Einsatzmöglichkeiten vertraut zu machen. Wir müssen jedoch konsequent darauf achten, welche Informationen wir in die Systeme einspeisen. Sensible Kunden- oder Unternehmensdaten oder gar persönliche Informationen gehören derzeit noch nicht dazu.“
Agenturen müssen daher vorsichtig navigieren und sorgfältig die Bereiche identifizieren, in denen KI-Tools den größten unmittelbaren Einfluss haben kann. Ein funktionsübergreifendes KI-Team oder klar definierte Pilot-Projekte können hierbei eine wichtige Rolle spielen und grundlegende Fragen klären.