Wenn die Razzia live auf Twitter läuft
Handlungsoptionen für die Unternehmenskommunikation stellte Martin Wohlrabe, Rechtsanwalt und Geschäftsführer von CONSILIUM Rechtskommunikation, auf dem DPRG-Krisencocktail am 17. April vor. Hier erfahren Sie, was Sie in einer solchen Krise tun können.
Mit rund 80 Anmeldungen ging es in die nächste Runde des DPRG-Krisencocktails. Im Rahmen eines Praxistalks veranschaulichte Martin Wohlrabe, worauf es bei der Unternehmenskommunikation ankommt, wenn die Staatsanwaltschaft vor der Tür steht. Norbert Minwegen und Bernhard Messer, Co-Vorsitzende des Arbeitskreises Krisenkommunikation, moderierten die Veranstaltung.
„Die meisten unterschätzen, wie schnell im Zeitalter von Twitter & Co Ermittlungsaktionen gepostet werden. Mitarbeitende stellen Fragen und weitere Stakeholder verlangen Aufklärung“, so Martin Wohlrabe.
Die klare Botschaft: Entscheidend ist eine umfassende und sorgfältige Vorbereitung. Bereits ein unbedachter Satz kann zusätzliche strafrechtliche Ermittlungen nach sich ziehen. Auch wenn aus juristischer Sicht die Unschuldsvermutung gilt, nehmen Unternehmen in der öffentlichen Meinung bereits häufig Schaden.
Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Staatsanwaltschaften selbst Medienarbeit betreiben. Die Motive variieren: Teils geht es darum, die Öffentlichkeit als Korrektiv der Ermittlungen zu nutzen, teils um die Leistungsfähigkeit der Behörde zu unterstreichen. Zusätzlich können Mitbeschuldigte für Indiskretionen sorgen, indem sie Inhalte aus Ermittlungsakten weitergeben.
Bei staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen ist es relevant, dass Unternehmen in ihrer Kommunikationsplanung die „Hidden Stakeholder“ nicht vergessen. Dazu zählen laut Martin Wohlrabe die HR-Abteilung, Empfänger von Ausschreibungen, Minderheits-Shareholder, bestehende Kunden, Verbände und die Politik. Denn auch diese Gruppen können indirekt von den Ermittlungen betroffen sein oder Einfluss darauf nehmen. Grundsätzlich ist eine kooperative Haltung ohne angreifbare Positionierung des Unternehmens empfehlenswert.
Der anschließende Austausch unter den Teilnehmenden im Krisencocktail konzentrierte sich vor allem auf die entscheidende Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen der Unternehmenskommunikation und der Rechtsabteilung. Das Credo lautete: Eine effektive Vorbereitung auf mögliche staatsanwaltschaftliche Untersuchungen stellt sicher, dass alle Mitarbeitenden im Unternehmen über die erforderlichen Maßnahmen informiert sind und im Falle einer Durchsuchung entsprechend reagieren können. Die im Vorfeld zu definierenden Informationskreise, von der Pforte bis zur Rechtsabteilung, benötigen einen gemeinsamen Plan für die Verhaltensweisen bei Durchsuchungen.
Beide Moderatoren zeigten sich zufrieden. „Die beeindruckenden Beispiele haben gezeigt, wie wichtig eine strategisch geplante Kommunikation ist, um Unternehmen vor der Gefahr eines enormen Reputationsverlustes zu schützen“, so Bernhard Messer. Norbert Minwegen ergänzte: „Im Namen der DPRG bedanke ich mich bei Martin Wohlrabe für seine Zeit und die spannenden wie praxisnahen Einblicke in diese hochkomplexe Thematik.“