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15.12.2022   Nordrhein-Westfalen
Beyond Agile: Wie organisieren sich Kommunikation und Marketing in Zukunft?
Wie könnten sich Agenturen und Unternehmensabteilungen – insbesondere Kommunikations- und Marketingabteilungen - künftig organisieren? Über 50 Mitglieder haben beim DPRG-Lunch am Gespräch zu dieser Frage zwischen Professor Alexander Güttler, Tobias Bruse (beide komm.passion) und Jana Meißner, Vorstandmitglied der DPRG Landesgruppe NRW, teilgenommen.
Güttler und Bruse gehen der Frage nach agilen Arbeitsorganisationsmodellen seit vielen Berufsjahren nach, haben etliches dazu veröffentlicht, zuletzt unter dem Titel „Beyond agile“ im Springer Gabler Verlag. In der DPRG-Online-Veranstaltung berichteten sie jetzt von ihrem eigenen Experiment: Vor acht Jahren haben die Agenturmitarbeitenden ein Konzept entwickelt, um den Kundenanforderungen nach Flexibilität, Schnelligkeit und Qualität besser gerecht werden zu können. Das Konzept probieren sie seitdem an sich selbst aus, passen es steig an und geben die Erfahrungen weiter.
 
Wann startete die Kreativagentur komm.passion ihren eigenen Weg der agilen Arbeitsweise? Vor welchen Herausforderungen stand die Agentur? Wie sah das ursprüngliche Modell konkret aus? Welche Reaktionen gab es darauf und welche Anpassungen hat komm.passion seitdem vorgenommen? Diese Fragen standen im Fokus der einstündigen Veranstaltung am 2. Dezember 2022. Für das eigene Organisationsmodell mit dem Fokus auf Agilität entschied sich die Kreativagentur vor gut acht Jahren – einer der Hauptgründe: „Geld! Durch das System sind wir deutlich profitabler geworden, als wir es zuvor in der Organisation mit klassischen Silos und Hierarchien waren“, sagte CEO Alexander Güttler im Rahmen der DPRG-Veranstaltung.
 
„Veränderungen finden immer schneller statt und alles wird komplexer. Kommunikation und Marketing haben mehr Aufgaben – aber gleichbleibendes oder sogar verringertes Personal, um diesen Aufgaben nachzukommen. Daher haben auch wir neue Wege zur Zusammenarbeit und Organisation gesucht.“, ergänzte Tobias Bruse.
 
Das komm.passion-Modell: Projektorganisation, wechselnde Rollen, flexible Hierarchien
 
Güttler und Bruse gaben einen tiefen Einblick in das eigene komm.passion-Organisationsmodell: Im Kern basiert das Modell „Beyond Agile“ auf einer Projektorganisation. Die Agentur hat Abteilungen und Teams komplett aufgelöst und durch eine agil-digitale „Mitarbeiter-Cloud“ ersetzt. Alle Aufgaben bei komm.passion werden als Projekt organisiert – egal ob intern, Neugeschäft oder bestehende Kundenprojekte.
 
In jedem Projekt wird in den gleichen Rollen gearbeitet: Der Project Owner (PO) ist verantwortlich für das Projekt, ihn oder sie gibt es nur einmal. Die Supervision (SV) ist strategischer Sparringspartner, auch diese Rolle gibt es nur einmal. Hinzukommen Mitarbeitende (MA), deren Anzahl sich nach Größe und Komplexität des Projektes richtet. Bei Kreativprojekten gibt es darüber hinaus jeweils einen Creative Director (CD). So weit, so normal.
 
Das Besondere: Die Rollen werden unabhängig von Hierarchie-Leveln besetzt und können im Projektalltag flexibel wechseln. Will heißen: Auf einem Projekt kann Junior Berater Max Mustermann PO sein und der Directorin Maria Schmitz sagen, wo es langgeht. Auf einem anderen Projekt kann diese Rollenverteilung genau andersherum aussehen. Das Ergebnis: Ständige Rollenwechsel, ständiges Arbeiten mit unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen. „Wir sind so deutlich flexibler geworden, weil wir nicht in Units denken, sondern in Kompetenzen und Kapazitäten – und das agenturweit“, sagte Tobias Bruse.
 
Effizienz und Empowerment
 
Aus Sicht von Güttler und Bruse ist dieser Ansatz daher auch „mehr als agil“. „Wir nutzen verschiedene Ideen und Methoden aus agilen Denkschulen, haben diese aber zu einem neuen und eigenen System zusammengesetzt“, erklärte Erfinder Alexander Güttler, der gleichzeitig versuchte mit Missverständnissen aufzuräumen: „Wer an Agilität denkt, denkt häufig auch an langwierige demokratische Prozesse. Das muss nicht sein. Agilität bedeutet aus unserer Sicht vor allem auch Effizienz. Die entsteht auch dadurch, dass man seine Prozesse und Strukturen jederzeit flexibel und passend auf die Situation zuschneiden kann.“ Die Bedingung dafür sei Eigenverantwortung, ergänzte Tobias Bruse: „Mitarbeitende müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Als PO ist man verantwortlich. Das schafft enormes Empowerment.“
 
Übertragbar auf Unternehmen? Ja.
 
Zum Ende der intensiven Runde diskutierten die Teilnehmenden, wie und ob das System auf Unternehmen übertragbar wäre. Güttler: „Für Kommunikations- und Marketing-Abteilungen von 10 bis ca. 150 Personen ist das System gut übertragbar. Das gilt auch für andere Professional Service Dienstleister in dieser Größenordnung.“ Allerdings funktioniere das selbstverständlich nie 1:1: „Eine Lösung von der Stange gibt es hier nicht. Aber die Ideen und Ansätze von Beyond Agile haben sich inzwischen in zahlreichen Kundenprojekten bewährt.“
 
Take-Away und Mitschnitt zur Veranstaltung:
 
Der Mitschnitt steht DPRG-Mitgliedern ab dem 19.12.2022 in der Mediathek in der Mitgliederapp zur Verfügung.

Weiterführende Literatur:
 
Beyond Agile, Ein neues System der Unternehmensorganisation in der Praxis, Herausgeber: Alexander Güttler, Tobias Bruse, Springer Gabler 2022, ISBN 978-3-662-65033-2
 
Kontakt für Rückfragen zur Veranstaltung:
 
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