Die Energiekrise hält PR-Verantwortliche seit Monaten fest im Griff. Stellvertretende aus drei besonders hart betroffenen Industrien trafen sich auf einem virtuellen Podium der DPRG-Landesgruppe Nord. Das Plenum erlebte einen spannenden Gedankenaustausch, moderiert von Andrea Montua und Nils Haupt.
Panelgäste waren:
- Prof. Dr. Ulrike Detmers, Präsidentin des Verbandes Deutscher Großbäckereien e.V.
- Nina Henckel, Leiterin Konzernpresse und Interne Kommunikation, Vonovia SE
- Lars A. Rosumek, Senior Vice President Group Communications, & Political Affairs, E.ON
Alle Teilnehmenden sollten sich möglichst frei austauschen können, daher wurde auf die Aufzeichnung der Sitzung und das Zitieren verzichtet.
Einige Gedankenanstöße des Abends:
Krisenmodus
- Für die Energie-Krise dieses historischen Ausmaßes gab es keine Vorbereitung. Bestenfalls gab es Kommunikationspläne für eine zeitliche oder regionale Unterbrechung der Energieversorgung.
- Die Energiekrise wird das Land weiter beschäftigen. Sie birgt aber auch Chancen, Bürokratie abzubauen.
Politische Akteure
- Die Politik muss in Rekordgeschwindigkeit in den hochkomplexen Energiemarkt eingreifen, um Entlastung zu schaffen. Es gibt unzählige offen Fragen. Es passieren Fehler. Wir erleben eine gewisse Überforderung.
- Die Politik vergibt die Chance, die Menschen auf Wohlstandsverluste vorzubereiten. Stattdessen regnet es staatliche Unterstützung.
Krisenkommunikation
- Die Herausforderungen sind gigantisch, wie nie zuvor. Timing ist entscheidend.
- Der Erste zu sein, der etwas adressiert, ist nicht immer von Vorteil.
- Das schnelle Aufsetzen einer Krisen-Organisation war entscheidend.
- Die Führungsebene ist oberster Krisenmanager. Eine zentrale Person muss von Anfang an sichtbar sein nach innen und außen. Ein CEO sollte gerade in einer Krise gerne kommunizieren wollen.
Zielgruppen
- Ein Großteil der Kommunikationsarbeit richtet sich an politische Adressaten, auf lokaler Ebene, in Berlin und in Brüssel; die Kommunikationsmodi reichen von Protest, über Information bis Beratung.
- Nicht nur Stakeholder, auch Mitarbeitende sind verunsichert. Vielen fällt es schwer, den politischen Entscheidungsprozessen zu folgen. Permanente und schnelle Aufklärung in alle Richtungen ist wichtig, von Finanzkommunikation bis Mitarbeiterdialog.
- Ansprechpartner für viele tausende Kunden müssen geschult und trainiert werden. Wie reagiert man etwa auf eine Suizidandrohung aus finanzieller Not?
Medien
- Viele Medien hatten den Energiesektor anfangs nicht auf dem Radar und mussten sich erst einarbeiten. Mittlerweile werden Themen zu drängend vorangetrieben, was die politischen Akteure zusätzlich unter Druck setzt.
- Social Media wird teilweise überschätzt. Der besorgte Kunde ruft bei seinem Konzern an und erwartet kompetente Ansprechpartner. Twitter verliert an Bedeutung, ist zu negativ.
Die 90 Minuten des Online-Events verstrichen intensiv und schnell. Ihren Panel-Gästen dankte die LG Nord für den offen Austausch und den Teilnehmenden fürs interessierte Zuhören und Mitmachen.
Ausblick
Die nächste Veranstaltung der LG Nord findet in Präsenz statt am 7. Dezember 2022, 17 Uhr, im Hamburger Rathaus, mit dem Sprecher des Senats Marcel Schweitzer und mit anschließend gemeinsamen Besuch des Hamburger Weihnachtsmarktes. Alle DPRG-Mitglieder und auch Gäste sind herzlich willkommen. Anmeldungen bitte über die DPRG-Website, Rubrik Termine.
Bericht: Elke Hildebrandt, DPRG-Landesgruppe Nord