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Quo vadis Fachmedien? Fachverlage im Wandel
Über 60 Teilnehmende diskutierten am 4. Mai lebhaft die Möglichkeiten und Grenzen von Fachmedien, ihre hochwertigen Inhalte zeitgemäß zu verarbeiten und zu verbreiten.
Der „Nischenmarkt“ Fachmedien ist ausschließlich positiv besetzt. So lässt sich jedenfalls das Stimmungsbild beschreiben, das zu Beginn des virtuellen Stammtischs in einer Wortwolke eingefangen wurde. Aber wie sieht es mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten aus?
 
Klarer Trend zu Online-Formaten
 
Um mit einigen Daten und Fakten der frisch veröffentlichten Fachpressestatistik vom Verein Deutsche Fachpresse zu beginnen: Bei gut 7 Milliarden Euro Umsatz hat Corona im Jahr 2020 für einen Rückgang um etwas mehr als 6 Prozent gesorgt, was vor allem an den Fachveranstaltungen lag. Dort sind die Umsätze über 50 Prozent eingebrochen, weil in der meisten Zeit nichts mehr ging. Dass Print mit immerhin 3,6 Milliarden Euro tendenziell gegenüber Online mit bereits 3,1 Milliarden Euro verliert, liegt allerdings weniger an der Corona-Pandemie als an einem längerfristigen Trend, der sich schon seit mehreren Jahren abzeichnet.
 
Wobei diese Entwicklung den Fachverlagen im Hinblick auf den besseren Deckungsbeitrag von Online-Produkten nicht eben ungelegen kommt, wie die Impulsgeberin Stefanie Burgmaier, Geschäftsführerin der Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, und damit verantwortlich für alle Portale, Magazine und Events des Medienhauses, erläuterte. Der zweite Impulsgeber Christian Preiser, der erst vor einem Monat sein Amt als Chefredakteur beim Magazin Kunststoff Information angetreten hat, schätzt jedoch, dass es immer auch Printexemplare geben wird, solange die sehr spitzen Zielgruppen der Fachmedien dies nachfragen.
 
Community-Building nach eigenen Regeln
 
Überhaupt dreht sich für Fachmedien alles um die Zielgruppe, die schwer zu fassen ist und ihren eigenen Konventionen folgt – sehr zur Enttäuschung gerade von Vertretern der jüngeren Generation. So funktioniert Community-Building über soziale Medien nur eingeschränkt bei dieser eingeschworenen Expertengemeinschaft. Zwar lassen sich Fachveranstaltungen, die üblicherweise der Vernetzung dienen, zum Teil auch digital durchführen. Und zwar auch zu einem ordentlichen Preis, denn was nichts kostet, hat keinen Wert.
 
Während jedoch Tagesmedien das Community Building als Umsatztreiber nutzen können, stehen Fachmedien vor dem Dilemma, dass Fachleute sich ungern online zum Austausch treffen. Sie bevorzugen die zwanglose Tasse Kaffee auf Präsenzveranstaltungen.
 
Der Bedarf an Podcasts scheint bei Experten ebenso wenig ausgeprägt zu sein. Deshalb tun sich Fachmedien damit genauso schwer wie mit Blogs. Die Qualität des Contents ist immer noch die wichtigste Währung für Fachmedien. Somit haben Fachverlage nur ein spärliches Interesse an zusätzlichen Kanälen, die für die kostenlose Bereitstellung von Inhalten bekannt sind.
 
Um ihren Zielgruppen gerecht zu werden, müssen Fachmedien Bezahlmodelle sicherstellen, die es den Redakteuren ermöglichen, neutral zu arbeiten. Trotz des Digitalisierungstrends – digitale Formate wie beispielsweise Videos sind für Fachmedien schwer zu verarbeiten. Abgesehen von den technischen Voraussetzungen – nicht jedes Video-Format eignet sich für jede Website und nicht jeder Verlag möchte auf externe YouTube-Kanäle verlinken – fehlen den Redaktionen die Kapazitäten, die inhaltliche Qualitätssicherung durchzuführen.
 
Kapazität ist ein gutes Stichwort: Trotz erhöhter Anforderungen durch die Digitalisierung hat sich die Anzahl der Redaktionsmitglieder nicht erhöht. Es sind also die gleichen Personen, die bisher nur für das Schreiben zuständig waren, die jetzt den Inhalt für weitere Kanälen verarbeiten müssen.
 
Ausblick: Konsolidierung am Markt und anstehender Generationswechsel
 
Bei deutlich über 5.500 Fachtiteln allein im Printbereich ist der Markt in Deutschland bisweilen sehr kleinteilig. Häufig haben sich einzelne Experten mit einer besonderen Spezialisierung einen Titel aufgebaut. Doch die Fachverlage unterliegen einem starken Wandel und Corona hat die Ausgangsbedingungen nochmal deutlich verschärft. Zudem denken viele Gründer aus der Nachkriegsgeneration langsam ans Aufhören. Mit dem Ende der Insolvenzsonderregeln ist mit einer Welle kleinerer Verlage zu rechnen, die bei den großen anfragen werden, ob nicht ein Interesse an der Übernahme in deren Portfolio bestehe.
 
Autorinnen: Dr. Charlotte Brigitte Looß und Sabine Möhring 

Landesgruppe

Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland

Die Drei-Länder-Gruppe Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland – auch HRPS genannt – vernetzt Kolleginnen und Kollegen aus Finanzwirtschaft, Verbänden und NGOs ebenso, wie aus Industrie, Handwerk und Verwaltung. Kommunikatoren aus Unternehmen und Agenturen machen den größten Anteil der Mitglieder aus. Das Herzstück unserer Verbandsarbeit sehen wir darin, eine aktive Plattform für den Austausch in der Branche zu schaffen. Dies geschieht durch Besuche bei Unternehmen und Redaktionen, in Workshops und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Spezielle Angebote richten sich auch an die Junioren. Die Veranstaltungen laden sowohl zur Wissensmehrung als auch zum Netzwerken ein.

Kontakt: hessen_rheinlandpfalz_saar(at)dprg.de

Ansprechpartner

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