Die DPRG Landesgruppe Nord lud zum Gespräch mit Ex-Regierungssprecher Georg Streiter ein.
Ca. 40 Teilnehmenden erzählte Georg Streiter am 15. März von seiner Karriere im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und seiner Zeit als einer der profiliertesten Zeitungs- und Magazinjournalisten der Republik.
Angefangen hat seine Laufbahn bei der Presse – unter anderem bei Boulevard-Zeitungen. Was macht guten Boulevardjournalismus aus? „Er muss krawallig sein, unterhaltsam und interessant. Eine abwechslungsreiche Wundertüte“, sagt er. In seiner Zeit als Ressortleiter Politik bei der BILD Zeitung textete Georg Streiter bei der Papstwahl im April 2005 die legendäre Headline „Wir sind Papst“ – die zwar bei Journalisten und Kommunikatoren sehr gut ankam, sich am Kiosk jedoch schlecht verkaufte.
Und wie sah es später auf der anderen Seite der Medien als Sprecher aus? “Politik funktioniert anders als man sich das als Redakteur vorstellt”, so Streiter. Die Aufgabe des Bundespresseamtes sei es, die Politik der Regierung zu erklären. Streiter gibt spannende Einblicke: Abstimmungen würden in sehr enger und direkter Zusammenarbeit getroffen. Dabei stellten Journalisten meist genau jene Fragen, auf die ad hoc keine Antwort gegeben werden könne. “Gerade bei kritischen Fragen kommt es auf jedes Komma an, jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt”, so Streiter. Über Angela Merkel spricht er in höchsten Tönen: “Ich habe noch nie einen so zuverlässigen Menschen kennengelernt. Stellt man eine dringende Frage, erhält man von ihr eine klare und schnelle Antwort – meist via SMS”.
Im Bundespresseamt zeige sich für ihn nicht nur, dass Politiker oftmals besser erreichbar seien als so mancher Journalist. Während die Presse von Konflikten lebe, sei die Politik von Kompromissen bestimmt – was wiederum nicht nur zu Reibung, sondern oftmals zu Missverständnissen und überspitzter Kritik führe. Die größte Herausforderung für ihn: „Immer möglichst freundlich bleiben“.
Auch Journalismus funktioniere heutzutage anders als zu damaligen Bonner Zeiten, als man Spitzenpolitiker noch oft persönlich und zuweilen auch per Zufall auf der Straße oder im Restaurant traf. Der heutige Journalismus sei schneller geworden, immer mehr Content werde produziert. Die Journalisten hätten keine Zeit mehr, in einzelne Geschichten einzutauchen. Eine Story jage die andere, Recherchen blieben dabei oft auf der Strecke.
Heute ist Georg Streiter im Ruhestand. Ruhestand bedeutet jedoch keinesfalls Stillstand: Seine Gedanken zu Politik und Medien hält er auf seinem Blog
Wiedervorlage fest. Schaut doch mal vorbei!
Wir bedanken uns herzlich bei Georg Streiter für das offene und spannende Gespräch sowie bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die nächste Veranstaltung der Landesgruppe Nord findet bereits am 14. April statt, diesmal zum Thema Kommunikation in der Touristikbranche in Zeiten von Corona.
Autorin: Judith Götter, Hamburg