Wenn ich mich nicht täusche, bin ich vor ziemlich genau 20 Jahren DPRG-Mitglied geworden. Alle, die damals schon dabei waren, lade ich zu einem kleinen Gedankenexperiment ein: Was hätten wir gedacht, wenn im Jahr 2001 jemand mit der Idee auf uns zugekommen wäre, mit einem Vorlauf von zwei Tagen mehr als 100 Berufskolleg:innen zu einer einstündigen Fachdiskussion einzuladen?
Von Sascha Stoltenow
Im Jahr 2021 geht das. Weil wir die Technik haben, vor allem aber auch, weil wir gemeinsam immer wieder neue Ideen haben, wie wir die Technik einsetzen können und es dann auch ausprobieren. Genau das ist der Gedanke der Neuland-Touren des Arbeitskreises Digitale Kommunikation. Wir besuchen eine für uns neue Plattformen und bitten kundige Menschen unds als Reiseführer:innen uns zu begleiten.
Nun also Clubhouse, eine Social-Media-App, auf der sich auf Knopfdruck Menschen in Audio-Chats zusammenfinden und miteinander diskutieren können. Weil die App derzeit nur exklusiv für Nutzer:innen eines Endgeräts mit mindestens dem Betriebssystem iOS 13 zugänglich ist, hatten wir uns im Vorfeld einen kleinen Workaround überlegt.
Nutzer:innen mit dem entsprechenden Endgerät konnten sich in einen so genannten Raum in Clubhouse einwählen. Diesen hatten wir zuvor angelegt. Parallel dazu hatten wir eine Teams-Konferenz eingerichtet, an der alle anderen Nutzer:innen teilnehmen konnten. Ein iPhone, auf dem die App installiert war, diente als Relaisstation. So konnten alle Teilnehmer:innen hören, was sowohl in Clubhouse als auch in Teams diskutiert wurde. Die Teams-Nutzer:innen konnten zudem über das Webcam-Bild einen Blick auf die Clubhouse-App und die wichtigsten Funktionen werfen. Im Vorfeld hatten wir die Tour bewusst als Experiment angekündigt – und waren sehr froh, dass es funktionierte.
An dieser Stelle ein Hinweis zum technischen Aufbau: Dieser sollte mit allen Standard-Videokonferenz-Systemen funktionieren. Mit etwas technischen Aufwand lässt sich dabei auch noch die Bild- und Tonqualität steigern. Für einen schnellen Einblick reicht die „Hosentaschen“-Ausstattung aber allemal. Aber Achtung: Wenn man beispielsweise in Zoom das Screensharing eines iPhones startet, erkennt das die Clubhouse-App und droht mit der Sperrung des Accounts. Der Grund ist vermutlich, dass es nicht gestattet ist, Aufzeichungen zu erstellen.
Inhaltlich drehte sich die Diskussion um unterschiedlichste Aspekte. Angefangen bei der Frage, ob die App nur die neuste Sau sei, die man durchs Dorf treibe (Ja, ist sie.), über die Möglichkeit, Firmen-Accounts einzurichten (Geht technisch, wird aber nicht gerne gesehen.) bis hin datenschutzrechtlichen Themen bei der professionellen Nutzung (Bitte fragen Sie Ihre:n Datenschützer:in. Wir können keine Rechtsauskunft geben.) Weil es zu diesen Fragen bereits zahlreiche gute Texte gibt, haben wir eine Auswahl an Links am Ende dieses Beitrags eingefügt.
Was sich darüber hinaus bei unserer Neuland-Tour zeigte, war eine absolute Stärke der App: Wer eine Frage in einem Raum mit Kommunikator:innen stellt, findet immer sehr gute Antworten. In diesem Sinne: Neugierig bleiben, ausprobieren und ins Clubhouse rein- und ggf. auch wieder herausfinden. Wir freuen uns über Anregungen, Links und Erfahrungen in den Kommentaren.
Links
Einen sehr instruktiven Text hat Lukas Böhl für die Stuttgarter Zeitung verfasst.
Clubhouse: Kleines How-to
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.clubhouse-how-to-mhsd.e5e4c096-75b3-486a-a990-2239725287bb.html
Zulässigkeit geschäftlicher und privater Nutzung:
https://datenschutz-generator.de/clubhouse-recht-datenschutz/
In gewohnter Qualität hat Dr. Thomas Schwenke wichtige rechtliche Aspekte zur Nutzung von Clubhouse zusammengestellt
turi 2 - Guide für digitale Gesprächsräume:
https://www.turi2.de/clubhouse-guide/?newsletter=true