Für digitales Storytelling ist ein komplettes Umdenken erforderlich, sagt Medienexperte Mario Garcia. Das Prinzip lautet „Slicing the melon“. Erfahren Sie hier mehr.
Mario Garcia, Medienexperte und international bekannter Fachbuchautor, war am 29. Oktober 2020 zu Gast bei einer Online-Veranstaltung der DPRG Landesgruppe Nord. Das Thema des Abends: Storytelling in the Digitial Age. Mit verblüffenden Statements wie „Keep the finger happy“ begeisterte Garcia immer wieder während seines spannenden Vortrages. Die Lernkurve war groß, denn wer Inhalte für ein mobiles Publikum textet und gestaltet, muss berücksichtigen, „wo und wann“ die Informationen konsumiert werden. Das klingt simpel, ist es aber nicht.
Der Grandseigneur der Mediengestaltung erklärte überaus humorvoll und anschaulich, warum für digitales Storytelling ein komplettes Umdenken erforderlich ist. Wenn Journalismus überall digital konsumiert werden kann, dabei Unterbrechungen üblich sind und die Lesedauer begrenzt ist, muss Content anders gedacht und aufbereitet werden, erklärte Garcia. Eine digitale Geschichte wird nicht auf einer Fläche wie beispielsweise einer gedruckten Doppelseite großzügig ausgebreitet, sondern sie „fließt“ in nur einer Spalte häppchenweise von oben nach unten. Garcia nennt das Prinzip „Slicing the melon“.
Elemente der Story filetieren
Das Entwerfen und Gestalten einer linearen Geschichte beginnt, wenn man die Elemente der Story filetiert und in einen vertikalen Fluss transformiert. Ein Content Manager sorgt dafür, dass die Auswahl und Anordnung der Häppchen als linear komponierte Geschichte überzeugen. Große Bedeutung haben visuelle Assets, also diejenigen Häppchen, die kein Text sind. Fünf bis sechs optische Elemente wie Fotos, Videos, Zitate, Grafiken und weitere Zutaten wie zum Beispiel Tweets sind laut Garcia sinnvoll für lineares Storytelling.
Headline und erstes visuelles Element zählen
Mit dem Beitrag „Tracking the White House Coronavirus Outbreak“ der New York Times präsentierte Gracia eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie Geschichten digital funktionieren und überraschen können (siehe den Link unten). Generell sind auf einem Smart Phone-Bildschirm die Headline und das erste visuelle Element einer Story von großer Wichtigkeit, betonte Garcia. Weiterhin ist der kreative Prozess entscheidend, der die Story strukturiert vom perfekten Aufmacher, gefolgt vom mehrfachen Wechsel zwischen Texthäppchen und visuellen Assets bis hin zum Schluss der Geschichte.
Storyboard entwerfen
Garcia rät, ein Storyboard zu entwerfen, ganz so wie es Alfred Hitchcock gemacht hat für seinen Film „Die Vögel“. Kompliziert darf es beim „Mobile First“-Ansatz auch keinesfalls werden. Garcias Empfehlung zum Schluss: „Make it easy to find. Make it easy to read. Make it attractive.” Wir sagen DANKE für diesen inspirierenden Abend!
Ein Beispiel für digitales Storytelling der New York Times:
https://www.nytimes.com/interactive/2020/10/02/us/politics/trump-contact-tracing-covid.html
Hinweis: In der DPRG-App steht ein Videomitschnitt der Veranstaltung bereit. Hier geht es zum
Download der App im Apple Store und im
Google Play Store
Autorin: Elke Hildebrandt, Bönningstedt