Interne Kommunikation in Zeiten von Corona
Bei ersten virtuellen Treffen des DPRG-Arbeitskreises Interne Kommunikation und Change am 8. September 2020 ging es naheliegenderweise um Corona und die Auswirkungen der Krise auf die Interne Kommunikation. Rund 35 Teilnehmer diskutierten die Folgen der Pandemie für ihre Aufgabenbereiche.
In zwei Impulsvorträgen gaben die beiden Arbeitskreisleiter Christian Buggisch und Andrea Montua zunächst Einblicke in ihre Arbeit in den vergangenen Corona-geprägten Monaten.
Bei DATEV war (und ist) die Pandemie eine Herausforderung für externe und interne Kommunikation gleichermaßen, da sowohl Kunden als auch Mitarbeiter des Nürnberger IT-Unternehmens massiv betroffen waren. Für die Mitarbeiter bestand wie in vielen anderen Unternehmen die größte Herausforderung im schlagartigen Wechsel ins Homeoffice – eine Herausforderung, die deshalb groß war, da im Unternehmen bis dahin eher präsenzorientiert gearbeitet wurde.
Dass 7.500 von 8.000 Mitarbeitern innerhalb kürzester Zeit in die Lage versetzt wurden, ähnlich produktiv im Homeoffice zu arbeiten wie bis dahin vor Ort, war ein Kraftakt - auch für die Kommunikation. Als Erfolgsfaktoren nannte Christian Buggisch dabei dreierlei: gut etablierte und erprobte Krisenstrukturen im Unternehmen; gut funktionierende, schnell bespielbare Kommunikationskanäle; und gut eingespielte Kommunikationsprozesse. Bei DATEV laufen diese Prozesse in einem Newsroom ab, der sich auch in der Krise bewährt hat, indem schnell Themenverantwortliche für Corona aktiviert werden konnten, die sämtliche Kommunikationsmaßnahmen über alle Kanäle gesteuert haben.
Die Mitarbeiter wurden dabei vor allem über eine zentrale, in der heißen Phase täglich aktualisierte Unternehmensnews schnell, klar und transparent über die veränderten Rahmenbedingungen und relevante Entscheidungen aus dem Krisenstab informiert. Im Social Intranet und einer Mitarbeiter-App fanden die Mitarbeiter alle wichtigen Informationen, konnten Fragen stellen und Erfahrungen austauschen. Begleitend wurden neuen digitale Veranstaltungsformate aus der Taufe gehoben, etwa ein Dialogformat mit dem CEO und dem Leiter des Krisenstabs, das über einen neu geschaffenen internen Podcast verlängert wurde.
In der anschließenden Diskussion zeigte, sich dass andere Unternehmen wie beispielsweise TUI und OTTO vergleichbare Erfahrungen machten und ähnliche Kommunikationsstrategien verfolgten. Kommunikationsverantwortliche in stark von der Krise betroffene Unternehmen mussten dabei zusätzlich mit gekürzten Budgets arbeiten und stärker haushalten, was aber nicht selten auch zu kreativen, unorthodoxen Lösungen führte, die man unter normalen Umständen kaum gefunden hätte. Auch über die in vielen Unternehmen realisierte Digitalisierung und Virtualisierung von Veranstaltungen wurde diskutiert.
Andrea Montua fasste anschließend ihre Erfahrungen aus der Beraterperspektive der letzten Monate zusammen und schilderte, dass bei vielen am Anfang der Pandemie Verunsicherung, Verwirrung und Sorge vorherrschten, denen ein notwendiger interner Wandel – auch im Strategie- und Kommunikationsbereich - als Reaktion auf den externen Umbruch folgte.
Dabei spielte Technik eine wichtige Rolle, etwa um dem Wunsch nach Austausch unter den Mitarbeitern gerecht zu werden. Es gab aber auch viele kulturelle Aspekte, die neu oder zumindest stärker als zuvor in den Fokus rückten: etwa die Themen Beruf und Familie, die plötzlich im Home (Office) kaum noch voneinander trennbar waren. Oft zu beobachten war dabei eine Mischung aus Erschütterung einerseits (veränderte Rahmenbedingungen, Unsicherheit etc.) und einem wachsenden Zusammenhalts- und Wir-Gefühl mit dem Willen, die Krise gemeinsam zu bewältigen.
Auch Beobachtungen aus dem Agenturumfeld teilte Andrea Montua mit den Arbeitskreis-Teilnehmern. Ebenso lagen hier Risiken und Chancen nicht selten sehr nah beieinander. So war zwar oft eine Verschiebung kleinerer Projekte zu beobachten, der aber Anfragen zu größeren Change-Themen gegenüberstanden, eben weil die Krise die Notwendigkeit der Veränderung noch deutlicher machte als zuvor.
Bei allen Segnungen der Digitalisierung in diesen bewegten Zeiten waren sich alle Teilnehmer*innen einig, dass es beim mobilen Arbeiten jenseits der alten Präsenzkultur insbesondere eine Gruppe besonders schwer hatte und hat: die Neueinsteiger, egal ob in Agenturen oder Unternehmen, die nicht von vorhandenen, länger gewachsenen „analogen“ gemeinsamen Erfahrungen und Beziehungen zehren können, die zunächst nur ein virtuelles Onboarding bekommen und ihre Kolleginnen und Kollegen ausschließlich via Bildschirm kennen lernen. Für sie ist besonders wichtig, was sich wohl alle Teilnehmer für die Zukunft wünschten: eine neue Normalität mit einer guten Mischung aus digitaler Remote-Arbeit und Vor-Ort-Präsenz.
Zumindest die nächste Sitzung des Arbeitskreises IK & Change, darauf einigten sich die Teilnehmer abschließend, wird erneut digital stattfinden. Für 2021 hoffen und freuen sich alle auf Begegnungen auch ohne Bildschirm-Barriere.