Die Interne Kommunikation sollte den Schulterschluss mit den Führungskräften suchen
Interne Kommunikation - nie war sie so wichtig wie heute. Sie hat entscheidenden Einfluß auf die Motivation und das Wohlbefinden der Menschen im Homeoffice. Grund genug für ein Interview mit Andrea Montua, DPRG AK Interne Kommunikation, Change und Leadership Communication.
Alle Welt sitzt momentan im Homeoffice. Die Interne Kommunikation ist gefragt wie selten zuvor. Was sollte sie auf jeden Fall tun?Andrea Montua: Die Interne Kommunikation (IK) sollte jetzt noch stärker den Schulterschluss mit den Führungskräften suchen. Wir erleben ja bereits seit einiger Zeit, dass die Kommunikation immer weniger von einer einzelnen Abteilung ausgeht, sondern zunehmend zur Führungsaufgabe wird. Diese Rolle intensiviert sich aktuell und eines der wichtigsten To Dos der Kommunikationskollegen ist es, Führungskräfte auf kommunikative Herausforderungen vorzubereiten und sie aktiv zu unterstützen.
Zudem sollten sich Kommunikatoren jetzt schon mit dem Monitoring dieser Phase beschäftigen, um anschließend die vielen guten Dinge, die in der Krise plötzlich möglich sind, in den Alltag mitzunehmen. Heute entstehen Maßnahmen, die morgen auf keinen Fall in den „War nur für Corona sinnvoll“-Papierkorb entsorgt werden sollten. Vor allem Mut und Umsetzungswillen, Themen oder Formate anzuschieben, sollte sich die IK bewahren.
Darüber hinaus würde ich mich freuen, wenn die Interne Kommunikation den „Mensch Mitarbeiter“ thematisieren würde, den wir alle gerade viel besser kennenlernen. Ich sehe die Vorteile und die neue Nähe, die entsteht, wenn wir aus unserem privaten Umfeld heraus miteinander kommunizieren.
Neben der Kommunikation ist vor allem auch HR durch den Umzug der Belegschaft ins Homeoffice gefordert. Wie arbeiten IK und HR zusammen, wie könnte eine sinnvolle Rollenverteilung aussehen?Montua: Die Bereiche Human Resources (HR) und Interne Kommunikation müssen wesentlich enger zusammenarbeiten – das sagen wir bereits seit einiger Zeit. Die Kommunikationsbedarfe rund um Corona bekräftigen das aktuell. Beide Bereiche müssen sich gemeinsam auf eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre vorbereiten: Führungskräfte als Schlüsselposition für die Herausforderungen der unternehmensinternen Kommunikation fit zu machen. Je weniger Berührungsängste, vielleicht auch unterschwellige Kritik an der Arbeit des jeweils anderen es dabei gibt, je enger sie zusammenarbeiten und gemeinsame Kommunikationsstrategien entwickeln, desto besser wird es funktionieren.
In der neuesten Ausgabe des PR Report sagen Sie, sie wollten möglichst kreativ bleiben, um gut durch die Krise zu kommen und für das "Danach" gerüstet zu sein Wie wird das "Danach" aus Ihrer Sicht aussehen? Was wird sich für die PR und für die IK verändert haben?Montua: Harry Gatterer vom Zukunftsinstitut hat
vier Szenarien für die Post-Corona-Ära beschrieben und ich sympathisiere am meisten mit sowohl einer Stärkung des Regionalen als auch mit dem Fortbestand der Solidarisierung und einer globalen Identität. Für die PR beinhalten diese Optionen die Herausforderung, gleichzeitig global solidarisch und lokal gemeinschaftlich zu denken. Diesen Spagat gilt es zu meistern. Vor Corona waren die Digitalisierung und ihre Folgen eines der meistgehandelten Themen. Für die Zukunft erhoffe ich mir einen reflektierteren Blick auf die Digitalisierung. Was zahlt wirklich auf eine gesunde Zukunft unserer Gesellschaft ein? Was kommt mit den Versprechen von mehr Effizienz und höherem Gewinn um die Ecke, schädigt aber unser Miteinander im beruflichen und im privaten Kontext? Und wo braucht es nach wie vor – oder vielleicht mehr denn je – das Zwischenmenschliche und den gemeinsamen Austausch als Gegengewicht zu all den (neuen) digitalen Tools und Formaten?
Zusammen mit Christian Buggisch/Datev leiten Sie den DPRG Arbeitskreis Interne Kommunikation, Change und Leadership Communication. Welche Themen werden Sie dort resultierend aus der aktuellen Entwicklung verstärkt angehen? Wer sollte im AK auf jeden Fall mitmachen?Montua: Wir haben glücklicherweise schon seit einigen Jahren immer wieder spannende Themen, tolle Referenten und eine engagierte und interessierte Community in unserem Arbeitskreis. Kommunikationsverantwortliche, HR-Kolleginnen und -Kollegen oder auch Change-Experten sind als Gast oder Referenten immer willkommen! Ich nutze diese Gelegenheit aber gerne, um Expertinnen und Experten anzusprechen, die unseren Arbeitskreis definitiv noch bereichern könnten: Zukunftsforscher, die gemeinsam mit uns einen Blick auf Kommunikationstrends werfen. Berufsethiker, die eine Meinung zum Umgang mit der Veränderung von Unternehmenswerten und daraus resultierenden Anforderungen für die Interne Kommunikation haben. Emotionsphilosophen, die sich mit der Wirkung von Kommunikation auf emotionale Zustände eines Empfängers beschäftigen. Sie sind herzlich eingeladen!
Zur Person:
Andrea Montua ist Inhaberin von
MontuaPartner Communications, einer Agentur für Interne Kommunikation & Change aus Hamburg. Seit 2004 begleitet sie gemeinsam mit ihrem Team mittelständische Unternehmen und Konzerne beim Aufbau und der Optimierung Interner Kommunikationsstrukturen und setzt Maßnahmen als verlängerte Werkbank um. Im März 2020 hat Andrea Montua Ihr Buch "
Führungsaufgabe Interne Kommunikation: Erfolgreich in Unternehmen kommunizieren – im Alltag und in Veränderungsprozessen" im Springer Gabler Verlag veröffentlicht.